Notleidende Minister an der Armutsgrenze

Peer Steinbrück wird allmählich zu einem Kanzlerkandidaten, der kein Fettnäpfchen ausläßt. Hier ist sein neuestes:

Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin.

Das mag stimmen, aber es ist schon interessant, daß selbst ein Sozialdemokrat wie Steinbrück immer nach denen schaut, die noch mehr verdienen. Warum vergleicht er sich nicht mit einer Kassiererin, einer Reinigungsfachkraft oder einem Buchhalter?

Schauen wir uns einmal an, wieviel Geld unsere Minister und Abgeordneten im Monat (!) verdienen (alle Angaben ohne Gewähr nach verschiedenen Zeitungen):

Bundeskanzler:                                                ca. 18.000 Euro
Bundespräsident:                                            ca. 17.700 Euro
Bundestagspräsident:                                    ca. 16.500 Euro
Bundesminister:                                              ca. 14.000 Euro Parlamentarische Staatssekretäre:            ca. 10.500 Euro Bundestagsabgeordnete:                              ca. 8.000 Euro

Dazu kommen noch erkleckliche Nebeneinkünfte wie steuerfreie Pauschalen usw., die sich auf mehrere Tausend Euro belaufen können.

Das soll also zuwenig sein?

Steinbrück lebt offenbar, wie fast alle Politiker, in einem politischen und finanziellen Elfenbeinturm. Die Wirklichkeit des Arbeitslebens mit Niedriglöhnen und unbezahlten Praktika und mit dem Damoklesschwert Hartz IV mag er zwar rein theoretisch kennen, aber sobald er unbedacht redet, merkt man, daß er zu einer anderen Klasse gehört – und Klassen gibt es in unserer Gesellschaft immer noch, ja, sie sind während der Kanzlerschaft von Kohl, Schröder und Merkel sogar noch weiter auseinandergedriftet.

Wenn Steinbrück also sagt, die Kanzlerin verdiene nicht einmal soviel wie ein Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen, dann klingt da etwas Unanständiges, etwas zutiefst Unmoralisches mit. Wenn die Kanzlerin und ihr Vorgänger jetzt mit verständlicher Schadenfreude bekräftigen, mit diesem Gehalt könne man doch gut leben, dann sieht man erst recht, in welches Fettnäpfchen Steinbrück da – ohne jeden Anlaß! – getreten ist.

Da wird ihm die schützende Hand von Helmut Schmidt auch nicht mehr helfen.

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