Ich weiß – es ist irgendwie typisch deutsch, daß man bei uns in Fragen der Ernährung sehr, wirklich sehr sensibel ist und aus allem gleich einen großen Skandal macht. Ich glaube auch nicht, daß irgendjemand an diesen paar Gramm Schokolade im Adventskalender sterben wird.
Aber wie einige Firmen auf die doch belegbaren Messungen der Stiftung Warentest, die sich fast immer als vertrauenswürdig erwiesen hat, reagieren, stimmt schon ein wenig bedenklich. Sie haben es doch immerhin mit Kunden zu tun, die sich Sorgen um ihre Gesundheit – und vor allem um die Gesundheit ihrer Kinder! – machen. Viele Anbieter, Discounter und Supermarktketten haben sich deshalb entschieden, schon gekaufte Adventskalender aus Kulanz zurückzunehmen. Das ist eine vernünftige Lösung – man will seine Kunden schließlich behalten.
Aber es gibt auch andere Unternehmen, die auf die Sorgen ihrer Kunden – na, sagen wir: etwas merkwürdig reagieren.
Nehmen wir nur einmal die Fa. Kraft Foods, die auch die Milka-Schokolade herstellt. Dieses Unternehmen ließ lapidar verkünden:
Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Thematik nicht Schokoladen-spezifisch ist. Mineralölbestandteile kommen allgegenwärtig in der Umwelt vor.
Wer diese Formulierung an die Öffentlichkeit gebracht hat, sollte mit einem Preis für besondere Leistungen in der PR-Arbeit ausgezeichnet werden. Darf ich den verschwurbelten Satz des Firmenvertreters einmal in normales Deutsch übersetzen? Bitte sehr:
Jetzt habt euch nicht so und kauft uns endlich die Adventskalender ab. Mineralöl ist doch überall – warum nicht auch in der Schokolade? Oder habt ihr wirklich geglaubt, daß ihr es nur im Tank habt?
Der Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) sagte klipp und klar, das Mineralöl in der Schokolade sei „nicht gesundheitsgefährdend“. Aber, lieber Bundesverband: ein bißchen unappetitlich ist es schon, gell?
Außerdem, so der Bundesverband weiter (hier nachzulesen):
Einen Grenzwert für Mineralölreste gebe es bislang nicht, die Öle seien weit verbreitet.
Auch die PR-Abteilung dieses Bundesverbands sollte für ihre vertrauenerweckende und originelle Öffentlichkeitsarbeit unbedingt einen Preis erhalten.