Lena Bopp, 33, ist seit einem Jahr Feuilletonredakteurin der F.A.Z. Gerade hat sie – im Feuilleton der Samstagausgabe – einen Artikel über einen Brief von Franz Kafka geschrieben, in dem es um Mäuse geht. Der Artikel ist nicht schlecht, das Thema interessant: Kafka hatte ein phobisches Verhältnis zu allem Ungeziefer (man denke an die „Verwandlung“), und Mäuse rechnete er dazu – völlig zu Unrecht übrigens, denn Mäuse, zu denen ich schon als Kind ein innniges Verhältnis hatte (im Sommer waren immer einige von ihnen in meinem Terrarium!), sind nun wirklich alles andere als „Ungeziefer“, es sind sehr liebenswerte und kluge Tiere, an denen man sich kaum sattsehen kann.
Aber jetzt kommt der große Fauxpas von Frau Bopp. Sie schreibt doch tatsächlich (hier nachzulesen):
Seine Angst vor Mäusen ist Kafka ganze vier Briefseiten wert.
Da haben wir wieder den grauslichen Fehler, der offenbar nicht auszurotten ist! Ich weiß nicht, wie viele Beiträge ich schon darüber geschrieben habe – aber ich gebe nicht auf.
Also: lieber Leser, liebe Frau Bopp – wenn man sagt, Kafka habe „ganze vier Briefseiten“ über Mäuse geschrieben, dann heißt das auf gut Deutsch: eigentlich hat man zehn oder 100 Seiten über Mäuse erwartet, aber es waren ganze vier, also nur vier Seiten.
Das ist aber sicher nicht das, was Frau Bopp uns sagen wollte, im Gegenteil: sie fand es doch gerade erstaunlich, daß er so viel über Mäuse geschrieben hat.
Also, dem interessanten Artikel zum Trotz:
Setzen, Frau Bopp! Mangelhaft!
Denn was man in Provinzzeitungen und bei Volontären vielleicht noch durchgehen läßt, das darf im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen einfach nicht passieren.