Geldgier und Barbarei – Weihnachtsmärkte am Totensonntag

Daß viele unserer Manager die Geldgier auf die Spitze treiben (Gehälter, Boni, Abfindungen usw.), weiß inzwischen jedes Kind. Aber sie schweben ja nicht allein in luftiger Höhe – die Gier (nach dem christlichen Glauben übrigens eine der Todsünden) reicht inzwischen in alle Schichten der Gesellschaft hinein.

Dieses Jahr ist die Adventszeit für unsere Schausteller – weil Heiligabend auf einen Montag fällt – ein paar Tage kürzer als sonst. Was macht man da? Man läßt den Weihnachtsmarkt noch vor dem Totensonntag beginnen, also mitten in der Woche, die mit dem Volkstrauertag beginnt, den Buß- und Bettag enthält und erst mit dem Totensonntag endet. Das ist buchstäblich ein Sakrileg. Die meisten Weihnachtsmärkte beginnen, wie es sich gehört, in der Woche nach dem Totensonntag. Aber manche Städte halten es einfach nicht aus: mitten in der Trauerwoche starten sie das lustige Treiben.

Aber nennen wir die Städte der Barbaren doch beim Namen:

Potsdam, Halberstadt, Heidelberg, Krefeld, Düsseldorf, Koblenz, Ludwigshafen, Bochum, Jülich.

Und das sind sicher bei weitem nicht alle. In Potsdam wurde der Weihnachtsmarkt schon am Donnerstag eröffnet, und die Stadtverwaltung versteht ob der Proteste dagegen die Welt nicht mehr. Trotzig meinte der Baubeigeordnete Matthias Klipp von den Grünen: „Es ist nie zu früh für einen Weihnachtsmarkt.“ Ganz im Vertrauen, Herr Klipp: es ist auch nie zu spät, sich einmal mit der Kultur seines Landes zu beschäftigen! Das könnte auch dem Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs nicht schaden, der die Entscheidung seiner Verwaltung verteidigt:

Wir haben diese Entscheidung geprüft und uns auch an Städten wie Hamburg, Düsseldorf, Koblenz, Ludwigshafen und Heidelberg orientiert.

Ach, lieber Herr Jakobs, und warum haben Sie nicht an den hundert anderen Städten orientiert, die – wie es uralte Sitte ist – den Weihnachtsmarkt erst nach dem Totensonntag beginnen lassen? Könnte es daran liegen, daß Sie nur am Geld, aber ganz und gar nicht an unserer Kultur und Geschichte interessiert sind? Und könnte es sein, daß Sie sich dafür nicht einmal schämen? Der Sprecher des Oberbürgermeisters, Stefan Schulz, rechnete es seiner Verwaltung sogar hoch an, daß der Markt zwar früher öffne, am Totensonntag aber geschlossen bleibe. Das Ordnungsamt sei, sagte er, „dem Wunsch der Händler gefolgt, die somit an weiteren Tagen Geld verdienen können“. Das ist, immerhin, eine ehrliche Aussage in dieser Angelegenheit. Auch der stellvertretende Oberbürgermeister von Halberstadt läßt die Silberlinge klingeln: „Wir haben uns im Interesse der Wirtschaftsförderung (!) entschieden.“

Und zum Ziethener Weihnachtsmarkt sagt eine Frau Christine Wald (hier nachzulesen):

„Wer an dem Tag trauern will, tut das doch eher für sich zu Hause.“ Und ganz pragmatisch argumentiert sie weiter: „Wir müssen ja ein Wochenende vor dem 1. Advent auf den Markt kommen, sonst werden wir den Adventsschmuck nicht mehr los.“

Den Vogel aber schießt ein User namens Christoph B. ab, der sich im Internet mit folgendem weisen Satz verewigt hat:

Von mir aus könnte es das ganze Jahr über Weihnachtmärkte geben bzw. Weihnachten sein. So könnte jeder Weihnachten feiern wie er ( sie ) es möchte.

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