Malala Yousafzai und die Dialektik der Mörder

Die Taliban – nicht gerade für geistige Tiefe bekannt – bieten neuerdings ein Beispiel für islamistische Dialektik. Das 14jährige Mädchen Malala Yousafzai, sagen sie, habe man (hier nachzulesen) nicht etwa in den Kopf geschossen,

weil es sich für Bildung eingesetzt habe, sondern weil sich Malala den Gotteskämpfern und ihrem Krieg entgegengestellt habe.

Hinter dem Kopfschuß an einem Kind steht also mehr philosophisches und theologisches Denken, als man glaubt!

Und dann wird der Sprecher der Taliban grundsätzlich:

Die Scharia sagt, dass selbst ein Kind getötet werden kann, wenn es sich gegen den Islam wendet.

Ich muß gestehen, daß es mir schwerfällt, für soviel Unmenschlichkeit noch Worte zu finden. Hat die Abschlachtung von Kindern denn den Segen Allahs und seines Propheten? Ist das der Zustand einer „Religion“, die sich damit brüstet, die Kultur ins europäische Mittelalter gebracht zu haben? Und warum gibt es außerhalb Pakistans keinen Aufschrei der Muslime? Schämen sie sich denn überhaupt nicht für ihre Glaubensbrüder? Warum gehen sie nirgendwo auf die Straße? Immerhin wurde dieser Mordversuch ausdrücklich im Namen des Islam begangen.

Ich sage es noch einmal: wer schweigt, stimmt zu. Qui tacet, consentire videtur.

Wir haben hier in Deutschland nach dem Ende der Hitlerdiktatur lange und intensiv über die Fragen von Schuld, Mitschuld, Mitläufertum gerungen – jahrzehntelang. Im Islam, der leider keine Kultur des öffentlichen Schuldbekenntnisses kennt, hat dieser Prozeß noch nicht einmal begonnen. Man laviert, man hält sich mit bloßer Rhetorik alles vom Leibe, was unangenehm ist.

Mein Herz ist rein, sagt man einfach. Mit den Mördern – die aber doch im Namen Allahs morden und deren blutige Spur immer länger wird! – will man nichts zu tun haben.

Wer so etwas tut, sagen, sie, ist kein Muslim!

So einfach kann man es sich machen. Was schert mich der Mörder in Pakistan, was kümmert mich der Selbstmordattentäter in Israel!

Mein Herz ist rein.

Das ist ein merkwürdiger Umgang mit Schuld. Den heutigen Christen werden noch immer die Kreuzzüge des Mittelalters vorgeworfen, obwohl deren Motive damals ganz und gar nicht christlich waren. Aber mit den Bluttaten der Gegenwart, selbst wenn sie im Namen Allahs und des Propheten begangen werden, hat man nichts zu schaffen.

Gut acht Jahrhunderte nach den Kreuzzügen bilden diese noch immer eines der häufigsten (und eines der lächerlichsten!) Argumente in Diskussionen zwischen Christen und Muslimen. Könnte es nicht sein, so frage ich, daß man sich in 800 Jahren mit derselben Hartnäckigkeit an die ruchlosen Verbrechen der islamischen Fanatiker erinnert?

Es gibt ein Jesuswort, das mit zum Erstaunlichsten gehört, was je gesagt wurde (Lukas 6,27):

Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen.

Das ist – in der schönen Lutherübersetzung von 1912 – das absolute Gegenprogramm zu der dummen Melange aus Haß, Rache, Gewalt und hypertropher Männlichkeit, wie sie uns der Islam in vielen Teilen der Welt heute bietet.

Es ist ein Wort von Kultur und tiefer Menschlichkeit, niedergeschrieben mehr als ein halbes Jahrtausend vor der Entstehung des Islam.

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2 Antworten zu Malala Yousafzai und die Dialektik der Mörder

  1. Leser09 sagt:

    Der Medien-Hype um das pakistanische Mädchen Malala verdeckt völlig den medialen Blick auf die drei diese Woche von der NATO getöteten Kinder. Hier wird wieder mal mit zweierlei Maß gemessen: alle Welt verurteilt die Taliban, während eine entsprechende Kritik an den wesentlich schlimmeren NATO-Verbrechen unterbleibt. Perfekte Inszenierung, Mission accomplished.
    http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3142560/kinder-bei-nato-luftangriff-afghanistan-getoetet.story

  2. Lupulus sagt:

    Diesem Mädchen namens Malala, lieber Leser09, ist nicht von der NATO in den Kopf geschossen worden, sondern von den Taliban. Sie brüsten sich sogar damit. Wer hier von einer „perfekten Inszenierung“ und einem „Medien-Hype“ spricht, sollte einmal darüber nachdenken, wie weit er selbst zum Opfer einer dummen Anti-NATO-Ideologie geworden ist, für die (so wie bei Todenhöfer) nur NATO-Opfer echte Opfer sind.

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