Haben Sie auch die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Liao Yiwu gesehen? Es war eine beeindruckende Veranstaltung – beeindruckend war die Laudatio von Felicitas von Lovenberg, und berührend war die Rede des Preisträgers.
Liao, der viele Jahre in chinesischen Gefängnissen verbracht hat, trinkt – anders als deutsche Museumsdirektoren – keinen Maotai-Schnaps mit den Vertretern des chinesischen Regimes. Er ist den Verbrechern, die China regieren, mit knapper Not entkommen.
Daß er ausgerechnet in Deutschland – in einem freien Land – Asyl gefunden hat, sollte uns stolz machen. Es ist ja noch nicht so lange her, daß die gesamte deutsche Elite ermordet oder ins Exil getrieben wurde. Wenn jetzt ein Schriftsteller wie Liao Yiwu sich ausgerechnet Deutschland als Ort seines Asyls aussucht, dann kann es – so muß man sagen – eine schönere Bestätigung für unsere Entwicklung zu einem demokratischen Land nicht geben. Natürlich wird ein Exil niemals zu einer Heimat, aber es ist – immerhin – ein Ort, an dem man sicher ist.
Liao Yiwu hat in seiner Dankesrede kein Blatt vor den Mund genommen. Er greift – völlig zurecht! – die an, die „mit den Henkern gemeinsame Sache machen“. Das sind zum Beispiel unsere Geschäftsleute und Importeure, die alles aus China aufkaufen, auch wenn Blut daran klebt. Es sind aber auch die Kulturfunktionäre, die ohne jede Hemmung mit ihren chinesischen „Partnern“ ein Schnäpschen trinken. Zur Zeit etwa bereist der hessische Wirtschaftsminister Rentsch mit einer 60köpfigen (!) Delegation aus Unternehmerkreisen China, um dort, wie es Liao Yiwu ausdrückt, mit den Henkern gemeinsame Sache – also gute Geschäfte! – zu machen.
Sie schämen sich nicht einmal.
Ein Exil ist keine Heimat. Deshalb wünsche ich Liao Yiwu, daß es nicht mehr allzu lange dauert, bis er wieder in seine Heimat zurückkehren kann. Es wird eine Erlösung für die ganze Welt sein, wenn die in jeder Hinsicht unberechenbare Diktatur der chinesischen Kommunisten ein Ende gefunden hat.