Die Ehrung aus Oslo, so Jose Manuel Barroso, der Präsident der EU-Kommission, gelte „allen 500 Millionen Bürgern“ der EU. Wirklich? Oder will sich da die aufgeblähte europäische Bürokratie, die wenig Sympathie in den Mitgliedsstaaten genießt, endlich einmal richtig feiern lassen?
Man kann darüber streiten, ob Oslo eine gute Wahl getroffen hat. Auf jeden Fall hat es nur einen Aspekt Europas gewürdigt: den der Friedenssicherung und der Aussöhnung nach zwei fürchterlichen Kriegen. Auch wenn das heute, ein paar Generationen später, vielen ganz selbstverständlich ist, so kann man diese Leistung durchaus als epochal würdigen.
Europa hat den Preis ja nicht für all das bekommen, was mich (und viele andere Menschen) immer mehr an der EU stört. Der Preis gilt nicht dem bürokratischen Furor, der schon sprichwörtlichen Regelungswut und der fürsorglichen Diktatur über unseren ganzen Alltag. Der Preis gilt auch nicht der schrankenlosen Erweiterung in alle Himmelsrichtungen, die uns das europäische Leben immer schwerer macht. Der Preis – es ist ja ein Friedens-Nobelpreis – gilt einzig und allein den Anstrengungen für ein friedliches Europa, und dagegen kann man doch nichts einwenden. Wer diese europäische Leistung geringschätzt, sollte einmal in Ruhe darüber nachdenken, in welchem Zustand ähnliche Bündnisse in Asien, Lateinamerika oder Afrika sind.
Deshalb verstehe ich die Häme, ja den Haß nicht, der sich in den Internetforen wieder einmal über diese Entscheidung ergießt. Die angry young men giften und schimpfen, was das Zeug hält. Ein paar (leider typische) Kostproben aus den Kommentaren zu einem F.A.Z.-Artikel (hier nachzulesen):
Europa peisgekrönter Bullshit!
Die EU gefährdet den sozialen Frieden und sollte dafür besser den Kriegs-Nobelpreis erhalten. Wäre das nicht viel treffender?
Spätestens seit Obamas Friedensnobelpreis weiss man zu was für einer schäbigen Propaganda-Veranstaltung der Nobelpreis verkommen ist u dass das Kommitee durch u durch verseucht ist mit Günstlingen der Banken,Rüstungs u Ölindustrie.
Alleine die Selbstbeweihräucherung der Politkasper am heutigen Tag ist noch lächerlicher, beschämender als die Preisvergabe selbst.
Und so geht es immer weiter. Es ist ein ekelhaftes, arrogantes Geschimpfe über alles und jedes, was sich da im Netz immer mehr ausbreitet. Von hundert Kommentaren ist kaum ein halbes Dutzend auch nur lesbar – von argumentativer Qualität ganz zu schweigen. Wer gedacht hat, daß nur Muslime immerfort zornig und empört sind, möge ein beliebiges Internetforum aufsuchen – er wird sich mit Grausen wenden.