Für den Freitag haben sie die erste große Demonstration in Deutschland angemeldet. Wie lange habe ich darauf gewartet – jetzt ist es so weit. Sie nehmen sich endlich ein Herz, die deutschen Muslime, und demonstrieren in Freiburg gegen ihre kriminellen und terroristischen Glaubensbrüder, die überall auf der Welt Botschaften und Konsulate angreifen, morden und plündern und unschuldige Menschen töten.
Aber Moment! Ich sehe gerade, das stimmt ja gar nicht. Ich habe mich geirrt. Sie demonstrieren nicht gegen Terror und Gewalt, sie demonstrieren – gegen einen Film.
Und so haben sie also wieder eine Chance vertan, sich als Teil unserer Bürgergesellschaft zu zeigen. Sie sind offenbar, selbst wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben, immer noch in erster Linie Muslime, und dann erst Deutsche. Und das unterscheidet sie von Griechen, Italienern, Spaniern und all den anderen Einwanderern, die zum größten Teil überhaupt kein Problem damit haben, sich als deutsche Staatsbürger zu verstehen.
Wenn ich mich wirklich als Bürger dieses Staates fühle und in den Nachrichten höre, wie meine Glaubensbrüder deutsche Botschaften angreifen und abfackeln, dann muß ich mich doch zumindest ein bißchen für sie schämen. Aber nichts dergleichen! Statt gegen diese gewaltbereiten Muslime zu demonstrieren, schließen sie sich deren Argumentation auch noch inhaltlich an. Natürlich werden sie in Freiburg keine Häuser anzünden, aber sie werden zumindest den Versuch unternehmen, ihren um den Propheten gebauten Zaun noch höher machen.
Unsere Jesusforschung, die von Historikern übrigens genauso intensiv betrieben wird wie von Theologen, ist seit mehr als hundert Jahren ein gutes Beispiel für eine wirklich aufgeklärte Religion. Wir dürfen es nicht dulden, daß sich in unserem Staatsgebiet eine Religion durch Druckausübung oder die Drohung mit Gewalt – oder gar, wie kürzlich bei den salafistischen Demonstrationen, mit tätlichen Angriffen gegen Polizisten – jeder Diskussion entziehen will. Wer den Propheten als sakrosankt betrachtet und weder „Beleidigungen“ noch historische Forschung erträgt, sollte nicht in diesem Land leben. Denn hier herrscht neben der Forschungsfreiheit selbstverständlich auch Kunst- und Meinungsfreiheit. Wer diese Freiheiten einschränken will, verstößt gegen die Verfassung unseres Landes.
Unsere Islamwissenschaftler haben sich im übrigen viel zu lange den Denk- und Forschungsverboten im Islam gebeugt. Statt kritisch zum Beispiel auch den historischen Mohammed zu untersuchen, fassen sie die geschichtlichen Grundlagen des Islam oft nur mit Samthandschuhen an. Auch deshalb wird der von der Wissenschaft nicht besetzte Raum jetzt von dummen Amateuren wie den Machern des Anti-Mohammed-Films ausgefüllt.