Der charmante Philosoph und die Quote

Knapp eine Million Zuschauer soll der Philosoph Richard David Precht gestern abend gehabt haben. Und schon ist von einem „beachtlichen Start“ die Rede (hier zum Beispiel):

Richard David Precht hat mit der Premiere seines neuen Philosophie-Talks im ZDF einen respektablen Start erwischt – knapp eine Million Zuschauer sahen zu.

„Philosophie-Talk“? Wer ein solches Wort erfindet und auch noch veröffentlicht, sollte eigentlich mit Gefängnis nicht unter fünf Jahren bestraft werden – oder (eine noch härtere Strafe!): er müßte gezwungen werden, den Prechtschen Philosophie-Talk in einer Endlosschleife anzusehen. Anderer Meinung ist natürlich der ZDF-Kulturchef Peter Arens: man sehe hier, meint er tatsächlich, eine Sendung, bei der zwei Menschen um „Erkenntnis ringen“, nicht in einer lauten Debatte, sondern in „intensivem Diskurs“. Soll man über einen solchen Satz lachen oder weinen?

Im übrigen: ich wußte nicht, daß über die Qualität des Philosophierens die Zuschauerquote entscheidet. Da aber in der Sendung überhaupt nicht philosophiert wurde, muß man diesen Gedanken auch nicht weiterspinnen.

Precht hat einmal in einem Interview gesagt, er sei „in der Welt des Geistes“ und „in der Welt der Ästhetik und Vermarktung“ erfolgreich. Das eine zumindest stimmt an seinem Satz: in der Welt der Vermarktung ist er erfolgreich.

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