Den Bauern geht’s besser, der Natur schlechter

Bauern bauen Monokulturen an – das läßt sich wohl nicht ändern. Aber man kann trotzdem viel tun: schon eine Hecke, die man stehen läßt, ein ungespritzter Feldrand oder ein kleinflächiger Anbau wirken oft Wunder. Ich habe es dieses Jahr selbst beobachten können. Für das Tagfalter-Monitoring bin ich einmal in der Woche auf „meiner“ Strecke unterwegs und zähle dort die Schmetterlinge. Der Weg grenzt an einen Acker. Letztes Jahr war darauf Raps angebaut mit einem etwa 60 cm breiten Unkrautsaum am Rand: ein kleines Blütenmeer. Ich habe im Lauf des Jahres drei Schmetterlingsarten entdeckt, die ich vorher nie gesehen hatte. Dieses Jahr war es Weizen, aber praktisch ohne Saum. Das Ergebnis: alle Arten, die auf solche Säume angewiesen sind (auf das Wilde Stiefmütterchen zum Beispiel), waren verschwunden. Nicht nur die Zahl der Arten, auch die Zahl der Individuen war deprimierend gering.

Von den überalterten Naturschutzverbänden und den Grünen kommen, was die Landwirtschaft betrifft, kaum noch Impulse – die kümmern sich mehr um die Windkraftmonster und die Energiewende. Und der Deutsche Bauernverband hatte für Ökologie und Natur seit jeher nur eines: ein müdes Lächeln. So kommt es, daß zum Beispiel der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in unserem schönen Nachbarland Österreich bei 15,9 % liegt, in Deutschland nur bei kümmerlichen 5,4 %. Wenn man liest, was zum Beispiel der neue Präsident des Deutschen Bauernverbandes so alles sagt, versteht man, warum Deutschland hier einfach nicht vorankommt.

„Effizienz kommt vor Hofladenromantik“ ist so ein Spruch. Da verwundert es nicht, daß er auch den Anbau von Energiepflanzen befürwortet. Alle Argumente, die inzwischen zurecht auf die globale Naturzerstörung durch Ölpalme, Mais, Raps usw. hinweisen, wischt er vom Tisch: das sei ihm „unverständlich“. Die Bauern, so zitiert ihn die F.A.Z. heute, „könnten beides, genügend Nahrung und Energiepflanzen herstellen“. Also, wer das kann, der kann vielleicht auch auf dem Wasser wandeln und Tode auferwecken. Wunder über Wunder.

Etwa 300.000 landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Deutschland, und viele von ihnen, vor allem die großen, sind die wahren Nutznießer von Merkels Energiewende. In dem Artikel „Deutsche Bauern ernten gut und kassieren“ im Wirtschaftsteil der F.A.Z. vom Donnerstag (hier nachzulesen) heißt es:

Im vergangenen Jahr hatten allein die deutschen Biomassekraftwerke, darunter rund 8.000 Biogasanlagen, EEG-Vergütungen von rund 4,5 Milliarden Euro erhalten. Landwirte betreiben die Biogasanlagen oft selbst, ebenso sind sie an Wind- und Solarparks beteiligt – sei es nur als Landverpachter. Mehr als die Hälfte ihres Einkommens erhalten Bauern in Form von Direktzahlungen der EU.

Unter diesen Bedingungen ist an Ökologie in der deutschen Landwirtschaft nicht zu denken. Der Rubel rollt – da nimmt man, was man an Subventionen kriegen kann.

Man lebt ja nur einmal!

Und die Natur? Je mehr Monokulturen es gibt, umso mehr Düngemittel und Pestizide müssen eingesetzt werden. Mit der Einstellung der heutigen Landwirtschaft und ihres Präsidenten gehen wir weit hinter die Erkenntnisse der 80er Jahre zurück. Der Deutsche Bauernverband könnte ja – theoretisch! – auch zu seinen Mitgliedern sagen: wir wollen die österreichische Quote von 15,9 % auch in Deutschland erreichen! Er könnte Landwirten helfen, die auf ökologischen Landbau umstellen wollen. Statt dessen betreibt er primitive Lobbyarbeit für die konventionelle Landwirtschaft und lehnt nicht einmal die Gentechnik grundsätzlich ab, die hier niemand will und braucht.

Es soll einfach nur mehr Knete geben – und Merkel macht’s mit Milliardensubventionen möglich.

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