Kurzer Prozeß in China

Bo Xilai war eine schillernde Figur in der chinesischen Führungsclique. Er liebte den Großen Vorsitzenden, Mao Tse-tung, und hätte am liebsten dessen fürchterliche Politik wieder eingeführt. Das war seinen Genossen in der Parteiführung natürlich ein bißchen peinlich.

Da kam der Kriminalfall um den in Chongqing ermordeten Geschäftsmann Neil Heywood sehr gelegen. Bos Frau wurde als Giftmörderin verhaftet, und noch am selben Tag warf man Bo aus dem Politbüro.

Jetzt stand Frau Bo vor Gericht. Erst hatte man für den Mordfall zwei Verhandlungstage anberaumt (für einen Mordfall, wohlgemerkt!), dann setzte man nur noch einen Tag an, schließlich genügten ein paar Stunden.

Da können wir uns aber schon eine Scheibe abschneiden! Bei uns dauert es oft viele Monate, bis ein Mordprozeß überhaupt eröffnet wird, ganze Berge von Ordnern müssen geschrieben und von allen Beteiligten gelesen werden. Und in China? Ratzfatz! Rein mit der Frau in den Saal, der Verteidiger sagt gleich, daß sie für die Tat „verantwortlich“ ist, und nach ein paar Stunden können Richter, Staatsanwälte und Verteidiger heimgehen und alle zusammen mit einem Gläschen Maotai-Schnaps den schnellen Ausgang begießen.

Der chinesische Rechtsstaat ist wirklich etwas Wunderbares.

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