Schießerei? Amoklauf? Schußwechsel?

Es läßt sich – leider! – beobachten, daß selbst im Duden oder im Großen Wahrig aus lauter Angst vor allem Normativen ein bestehender Sprachgebrauch die Weihe erhält, obwohl er eindeutig falsch ist. Da müßte in den Redaktionen wirklich einmal überlegt werden, ob es nicht besser wäre, hin und wieder doch zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, zumal man selbst in der seriösen Presse immer häufiger auf sprachliche Unsitten stößt. Ein rein deskriptives Vorgehen unterstützt also diesen falschen Sprachgebrauch auch noch.

Wie ich darauf komme?

Da kann man heute überall lesen, in einem Sikh-Tempel in Wisconsin sei es zu einer Schießerei mit sieben Toten gekommen. Eine Schießerei? Nein. Da ist ein Mann in den Tempel gegangen und hat in einer Art Blutrausch um sich geschossen. Das war also ein Amoklauf und keine Schießerei. Schießerei bedeutet, daß mehrere Menschen aufeinander schießen, es ist also immer ein Schußwechsel.

Dieser Fehler wird immer und immer wieder gemacht. Auch als der norwegische Mörder Breivig auf der Insel Utöya ein Blutbad anrichtete, hieß es, dort habe es eine Schießerei gegeben.

Das ist aber falsch.

Sowohl der Wahrig als auch der Duden geben die richtige Bedeutung von „Schießerei“ – nämlich Schußwechsel – leider erst als zweite Bedeutung an und sanktionieren damit einen inzwischen weit verbreiteten, aber dennoch falschen Sprachgebrauch.

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