Mely Kiyak, die verfolgte Unschuld – Ein Nachwort

Erinnern Sie sich noch an Mely Kiyak? Die deutsch-kurdische Journalistin schreibt eine Kolumne, die in der Frankfurter Rundschau und in der Berliner Zeitung erscheint. Im Mai dieses Jahres hatte sie Thilo Sarrazin als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ bezeichnet und damit eine Welle des Protests ausgelöst. Ich hatte damals auch zwei oder drei Artikel darüber geschrieben, denn wenn jemand ein so menschenverachtendes Wort gebraucht, das dann auch noch von angeblich seriösen Zeitungen abgedruckt wird, dann muß man, glaube ich, dagegen etwas tun.

Es hat immer so angefangen, daß man Menschen erst verächtlich macht, bevor man sie vernichtet.

Inzwischen sind ein paar Monate vergangen, und ich wollte wissen, was aus Frau Kiyak geworden ist. Die beiden Redaktionen, für die sie schreibt, haben sie nach einer Zeit des quälenden Schweigens in Schutz genommen – sie sprechen, wie man in der Wikipedia nachlesen kann, von einer „perfiden Hetzkampagne“, die von der rechten Internetplattform Politically Incorrect gesteuert würde. Ist das nicht fast schon ein bißchen putinesk? Wie mein spezieller Freund Wladimir Wladimirowitsch Putin sucht die früher einmal angenehm liberale Frankfurter Rundschau jetzt nach bösen Feinden, die ihrer Kolumnistin Böses wollen. Ich zum Beispiel bin aber weder rechts- noch linksradikal, ich sitze auch nicht in der Mitte, und ich lasse mich von niemandem steuern. Ich nehme mir einfach nur die Freiheit, die Dinge ohne Vor-Urteil zu bewerten und dann meine Meinung zu sagen – erst recht, wenn ein Satz so menschenverachtend ist, daß einem fast übel wird. Auch Karl Gerold, ein aufrechter Mann und über Jahrzehnte der gute Geist der Frankfurter Rundschau, wird sich im Grab herumdrehen.

Es scheint so zu sein, als bedienten die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung nur noch die linksalternative Szene. Man sieht das auch an verschiedenen Unterstützerinitiativen und Facebookaktionen für Mely Kiyak.

Die feministische Mädchenmannschaft zum Beispiel unterstützt einen Aufruf für Frau Kiyak, der so beginnt:

Wir, Muslime, Schwarze Menschen, Schwule, Lesben, Nicht-Männer, körperlich Beeinträchtigte, Arbeitslose, Araber_innen, Juden und Jüdinnen, Griech_innen, Atheist_innen, Kurd_innen, Türk_innen, Tscherkes_innen, Ostdeutsche, Anders­denkende, Agnostiker_innen, kritische Menschen …, wir alle, die wir in diesem Land als bizarr, ungewöhnlich oder einfach nur als „anders“ definiert werden, um uns (rechtliche und gesellschaftliche) Gleichbehandlung streitig zu machen, wollen uns in dieser Stellungnahme mit Mely Kiyak solidarisieren: Denn sie ist eine von uns!

Na, da haben wir ja das ganze bunte Deutschland zusammen (die Muslime natürlich an erster Stelle!) – nur die ganz normale, mausgraue Mehrheit ist nicht dabei. Die ist einfach nicht bunt genug.

Ein journalistisches Glanzstück ist auch ein Artikel von Daniel Bax in der taz. Schon die Überschrift – „Feindbild der Sarrazin-Fans“ – weist die Richtung. Der bösartige und menschenverachtenden Charakter von Kiyaks Satz wird völlig verharmlost: es sei nur eine „flapsige Randbemerkung“, sagt Bax, ein „zu grober Klotz auf einem groben Keil“. Also: alles gar nicht so schlimm! Da möchte ich einmal lesen, wie die taz reagiert hätte, wenn jemand denselben Satz über einen Menschen mit Migrationshintergrund gesagt hätte.

Natürlich sind es nur „rechte bis rechtsextreme Blogs“, die zusammen mit den Springer-Blättern die unschuldige, herzensgute Journalistin verfolgen.

Kiyaks Satz mag Sarrazin schmerzen. Denn der hält sich ja offenbar für einen Lippizanerhengst, während er Einwanderer gerne mit Ackergäulen vergleicht.

Kiyaks Satz mag Sarrazin schmerzen? Nein, Herr Bax, dieser niederträchtige Satz von Frau Kiyak sollte jeden Demokraten und jeden Journalisten in unserem Land schmerzen, und wenn Sie ihn verteidigen oder bagatellisieren, dann sind Sie eben, wie zu erwarten, nichts anderes als ein – taz-Redakteur.

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