Die drei Punkrockerinnen, die sich „Pussy Riot“ nennen – nennen wir sie beim Namen: sie heißen Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Maria Aljochina – haben am 21. Februar 2012 in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau im Altarraum, der nicht betreten werden darf, eine Provokation verübt. Sie haben die Muttergottes gebeten, Rußland von Putin zu befreien, und sie haben – völlig zurecht! – die üble Rolle der russisch-orthodoxen Kirche angeprangert, die heute gewissenlos den Kurs von Putin absegnet, so wie sie sich früher gern und oft mit den kommunistischen Größen gezeigt hat.
Seitdem sitzen sie im Gefängnis. Ihnen drohen, obwohl zwei von ihnen Mütter kleiner Kinder sind, sieben Jahre Gefängnis. Der Staatsanwalt spricht von einem „äußerst gefährlichen Verbrechen“, das Gericht soll dieser Wortwahl in der nicht öffentlichen Vorverhandlung gefolgt sein. Auch die Ermordung eines gemäßigten Imams gehe auf ihre Provokation zurück.
Ein Staatsanwalt, der so etwas sagt, würde bei uns in die Psychiatrie eingewiesen, aber im Putinschen Staat mit seiner Scheindemokratie und seinem Scheinrechtsstaat ist das anders. Der über alle Maßen eitle Präsident duldet keine Schmähung, und er schiebt die Kirche vor, obwohl vor allem er selbst von den jungen Frauen beleidigt worden ist.
Aber einen solchen Mann, der allein im letzten halben Jahr drei Gesetze durchgepeitscht hat, um die Demokratie in seinem Land – er nennt sie verächtlich „Straßendemokratie“ – abzuwürgen, kann man gar nicht genug schmähen. Er denkt noch in den Kategorien der alten Sowjetunion, aber er hat nicht mehr das Korrektiv einer kommunistischen Partei, mit einem Wort: er ist viel gefährlicher als Leute wie Breschnew oder Gromyko es je waren.
Wer ihm gefährlich wird, landet im Gefängnis. Wer ihn der verdienten Lächerlichkeit preisgibt, bekommt – wie die doch eher harmlosen Frauen von Pussy Riot – seine Rache zu spüren.
Wladimir Wladimirowitsch Putin ist eine Schande für sein Land.