Über den paranoiden Charakter fast aller autoritären Herrscher hatte ich vor einigen Tagen an dieser Stelle geschrieben. Einer von ihnen, Putin, hat – als wolle er mich bestätigen – dieser Analyse neue Nahrung gegeben (hier nachzulesen):
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Westen beschuldigt, durch humanitäre Missionen, den Export von „Bomben- und Raketendemokratie“ oder Einmischung in die Konflikte, die infolge des arabischen Frühlings entstanden, geopolitische Vorteile anzustreben. Dadurch solle der Niedergang der weltpolitischen Bedeutung des „traditionellen Westens“ wettgemacht werden, die aus dessen sozialen und wirtschaftlichen Misserfolgen resultierten, sagte Putin am Montag in Moskau vor russischen Diplomaten.
Dieser Mann ist so tief gekränkt durch die Undankbarkeit seiner Untertanen, daß man mit gefährlichen außenpolitischen Aktionen jederzeit rechnen muß. Diese Gefahr darf nicht unterschätzt werden. Daß ausgerechnet Putin von „sozialen und wirtschaftlichen Mißerfolgen“ des Westens redet, deutet auch darauf hin, daß seine Wirklichkeitsferne zugenommen hat. Man sollte seine Pläne und Handlungen im Auge behalten, zumal seine Macht in Rußland durch Verfassungsorgane kaum eingeschränkt wird.