Das Schweigen der Terroristen

Auch Mörder haben hin und wieder einen Ehrenkodex. Ob es nun die Mafia ist oder die RAF, sie halten an der omertá fest. Sie schweigen – bis ans Lebensende.

Während es aber in der Mafia immer wieder reuige Sünder gibt, die ihr Schweigen brechen und mit der Polizei zusammenarbeiten, hat sich noch nicht ein einziger Terrorist der RAF umfassend zu seinen Taten (und zu den Taten seiner Kumpane!) geäußert. Das ist nicht  nur menschlich erbärmlich – es ist auch traurig, weil dieses wichtige Kapitel der deutschen Geschichte nicht endgültig aufgearbeitet werden kann.

Ich bin kein Psychologe, aber ich frage mich schon, wie es kommt, daß selbst jene Terroristen, die für ihre Taten jahrzehntelang im Gefängnis gesessen haben, auch jetzt noch schweigen. Nicht einer von ihnen macht reinen Tisch, nicht einer! Sie haben zwar im strafrechtlichen Sinn für ihre Verbrechen gebüßt, aber eine Buße im eigentlichen Sinn des Wortes war das nicht.

Dazu gehört nämlich ein umfassendes Eingeständnis der eigenen Schuld – so wie es etwa beim Sakrament der Beichte darauf ankommt, daß als erstes die eigenen Vergehen ausgesprochen werden. Man muß nicht katholisch sein, um das Kathartische dieses Aussprechens zu würdigen (andere Kulturen und Religionen kennen Ähnliches).

Diese Hürde, die beim Umgang mit der eigenen Schuld – von der läßlichen Sünde bis zum Verbrechen – so wichtig ist, haben die Terroristen nie überwunden. Selbst die lange Zeit im Gefängnis, das freilich, wie man weiß, selten ein Ort der Läuterung ist, hat sie nicht zum Nachdenken gebracht.

So werden sie wohl – wenn nicht ein Wunder geschieht – alle zusammen verstockt und mitleidlos sein bis an ihr Ende.

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