Dirk Niebel ist wirklich nicht mein Freund, aber was sich jetzt über ihm zusammenbraut, ist eines dieser ins Maßlose aufgeblähten Skandälchen – also eine typisch deutsche Geschichte.
Er hat während seines Afghanistanbesuchs einen Teppich gekauft, und dieser Teppich hat ein paar Tage später in einem Flugzeug des BND-Präsidenten seinen Weg nach Deutschland gefunden. Verzollt worden ist er bei seiner Ankunft in Deutschland nicht – das ist schon der ganze Skandal.
Wenn man sieht, wie die Kanzlerin in ihrer fragwürdigen Finanzpolitik mit Hunderten von Milliarden Euro um sich wirft, hat es fast schon etwas Absurdes, hier einen Fall Niebel zu konstruieren und aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.
An vorderster moralischer Front marschieren natürlich wieder einmal der Stern und der Spiegel. Die Enthüllungsjournalisten dieser beiden Blätter werfen ja immer den ersten Stein, denn sie selbst sind natürlich ohne Fehl und Tadel. Sie gehen nicht einmal bei Rot über die Ampel! Daß die SPD jetzt verlangt, Niebel solle unverzüglich erklären, „wie es zu der Affäre kommen konnte“, versteht sich fast von selbst. Auch Volker Beck von den Grünen spricht von einer „Affäre“ und erwartet, daß der Minister „die Informationen über den Teppichimport vor der Öffentlichkeit und vor dem Parlament offenlegt“.
Niebel hat sich nun wirklich schon Dinge geleistet, die von einem ganz anderen Kaliber waren. Jetzt aber aus dieser Lappalie um eine Handvoll Euro eine Affäre Niebel zu machen, ist maßlos und grotesk.
Liebe Leute, laßt doch einfach mal die Kirche im Dorf! Denkt einmal nach, wann ihr selbst das letzte Mal beim Finanzamt geschummelt, in einem Versicherungsfall nicht ganz die Wahrheit gesagt habt. Oder habt ihr sogar unter der Hand eine Pflegekraft oder ein Kindermädchen aus Osteuropa beschäftigt? Oder eure Wohnung „schwarz“ streichen lassen?
Dieser sittliche Rigorismus, wie er sich auch schon in der Causa Wulff gezeigt hat, überschreitet sehr oft die Grenze zur puren Heuchelei.