Ja, ich weiß: meistens schreibt man Artikel, weil man sich über etwas geärgert hat – das geht mir auch so. Aber diesmal will ich einen Mann loben, der sein Amt auf eine ganz ungewöhnliche Art ausfüllt und ihm damit politisches und moralisches Gewicht gibt.
Ich meine den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon.
Erinnern Sie sich noch an einen seiner Vorgänger? Ich mußte erst nachschlagen. Es waren allesamt blasse Gestalten, ängstliche Diplomaten, die es mit niemandem verderben wollten, sie haben immerfort laviert, nie eine eigene Stellung bezogen. Die Kriegsverbrecher im Balkankrieg hatten von ihnen nichts zu befürchten. Auch Kofi Annan, der zunächst viele Hoffnungen geweckt hatte, blieb hinter den Erwartungen weit zurück.
Ban Ki Moon aber ist der erste UN-Generalsekretät seit langer Zeit, der seinem Amt gerecht wird. Wenn irgendwo ein Verbrechen geschieht, dann nennt er es Verbrechen. Wenn ein Despot wie Assad Massaker anordnet, dann nennt er es Massaker. Er drückt sich nicht, er nennt Roß und Reiter. Solche Generalsekretäre hätten die Vereinten Nationen schon viel früher haben müssen!
Gerade jetzt, da der despotische Herrscher über Syrien seinen Milizen offenbar die Lizenz zum Abschlachten der eigenen Bevölkerung gegeben hat, redet Ban Ki Moon wie noch kein Generalsekretär vor ihm. Ein Regime, sagt er, „das solche Taten zuläßt, hat keine Legitimität mehr“. Er spricht völlig undiplomatisch von „Barbarei“:
Wir sind schockiert von einem neuen Massaker in einem Dorf, das von Streitkräften des Regimes umzingelt war. Wir verurteilen diese unaussprechliche Barbarei und fordern eine Bestrafung der Schuldigen.
Wie armselig, wie erbärmlich wirken dagegen die feigen Ausflüchte von Putin und Hu Jintao, denen es nur um ihre politischen und wirtschaftlichen Winkelzüge geht. Sie sind eine Schande ihrer Völker, denn mit leichter Hand opfern sie das syrische Volk, damit ihre Geschäfte weitergehen können.
Ban Ki Moon aber kann man für seinen Mut nicht genug loben. Er ist der erste würdige Generalsekretär seit vielen, vielen Jahren.