Wie ja bereits erzählt, waren wir am Pfingstsamstag fast den ganzen Tag zum Wandern im Hohen Vogelsberg – und haben gottlob die Windräder, die inzwischen fast den ganzen Vogelsberg verschandeln, nur aus der Ferne gesehen. Das hat seine Gründe – aber dazu später. Zuerst das Positive!
Wir waren ja schon viel in der Natur unterwegs, aber so schöne, fast atemberaubende Gebirgswiesen haben wir in unserem Leben noch nicht gesehen.
Bunte Blumenteppiche, die sich von Busenborn (das Dorf heißt wirklich so!) bis hinauf zum Hoherodskopf ziehen – jeder, der noch nicht weiß, wohin er am Pfingstmontag einen Ausflug machen könnte, sollte sich ins Auto setzen und in den Vogelsberg fahren. Es ist eine Blütenpracht, wie man sie nicht alle Jahre sieht. Für alle, die sich vielleicht näher für die Flora interessieren: vor allem der Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) dominiert die feuchteren Bergwiesen mit seinen schönen rosafarbenen Scheinähren. Dazwischen stehen die dunkelblauen Blütenstände der Schwarzen Teufelskralle (Phyteuma nigrum) und am Rand die Rote Lichtnelke (Silene dioica), die vor allem am späten Nachmittag fast zu glühen scheint. Kein Garten kann so schön sein wie diese naturbelassenen, ungedüngten Bergwiesen.
Und die Windräder?
Da zeigt sich die ganze Schizophrenie der enthusiastischen Anhänger der „erneuerbaren Energien“. Sie loben ihre Windräder über den grünen Klee, Kretschmann nennt sie in einem Anfall von Wahnsinn gar „schöne Maschinen“. Also müßte man doch überall stolz auf sie sein, wenn sie schon, um noch einmal Kretschmann zu zitieren, ein „Zeichen der neuen Zeit“ sind. Da staunt man dann wirklich, wenn man liest, daß das Städtchen Schotten zwar in einem offiziellen Beschluß für einen „umfassenden Ausbau der Windenergienutzung“ eintritt, das touristisch bedeutendste Gebiet zwischen Charlottenhöhe, Taufstein und Hoherodskopf aber
aus „Gründen des Landschafts- und Naturschutzes“ als Tabugebiet für die Nutzung von Windkraft
einstuft. Das erscheint mir wenig logisch. Wenn diese Windkraftanlagen wirklich so schön und gut und natürlich sind, warum stellt man sie dann nicht mitten hinein in die Bergwiesen? Warum versteckt man sie vor den Touristen?
Vom Bilstein aus (Bild unten) ist der ganze Horizont jedenfalls voll von ihnen – es müssen allein hier Dutzende sein. Wer aber den schönen Vogelsberg noch einmal so sehen möchte, wie er jahrhundertelang war, sollte um Taufstein und Hoherodskopf wandern – bevor die unselige Merkelsche Energiewende auch dieses letzte Refugium zerstört.