Was will Mely Kiyak eigentlich?

Ich bin, auch beruflich, gewohnt, mit Texten aller Art umzugehen, auch wenn sie besonders komplex, ja selbst wenn sie völlig abstrus sind. Hinter jedem Text steht ja ein Autor, ein denkender Mensch. Die Frankfurter Rundschau habe ich vor vielen Jahrzehnten gelesen, als sie noch eine wirklich gute Zeitung war. Da hat Mely Kiyak gerade die Grundschule besucht.

Das ist also lange her.

Jetzt habe ich ihr fürchterliches Verdikt über Thilo Sarrazin gelesen. Ich hätte nicht für möglich gehalten, daß ein seriöses Blatt im 21. Jahrhundert so etwas veröffentlicht. Aber es ist geschehen. Noch immer hat sich niemand dafür entschuldigt, nicht die beiden Zeitungen, nicht der Verlag – und erst recht nicht Mely Kiyak selbst.

Trotzdem versuche ich zu verstehen, was sie für ein Mensch ist, und weil ich sie nicht kenne, bin ich auf das angewiesen, was von ihr erschienen ist. Ihre Kolumne ist freilich sprachlich so konfus, daß ich selbst nach gründlicher Lektüre ratlos geblieben bin. Ich lese Artikel für Artikel, und am Ende habe ich doch nicht die geringste Ahnung, worauf sie eigentlich hinauswill.

Nehmen wir einmal diesen Absatz aus ihrem Artikel „Liebe Christentum-Kritiker!“:

Auch dort, wo christliche Eltern über ein geregeltes Einkommen verfügen, landet eine nicht unerhebliche Anzahl ihrer Sprösslinge in Hartz IV. Oft, ich sage nicht immer, aber markerschütternd oft, sitzen diese Hartz-IV-Christensöhne vor türkischen Döner-Imbissen und suchen mit Alkoholflaschen in der Hand die Nähe zum Islam. Nicht selten tritt ein Hüseyin oder Ömer vor die Tür und tröstet und hilft mit einer menschlichen Geste.

Was will sie damit sagen? Daß Christen eher als Muslime vom sozialen Absturz gefährdet sind? Daß sie dann des muslimischen Trostes dringend bedürfen? Das klingt, wenn es nicht abstrus ironisch gemeint ist, nach einem Genrebild aus einer erbaulichen Gute-Nacht-Geschichte. Ein anderer Satz aus demselben Artikel:

Während Hunderttausende Muslime in diesem Land fleißig in Deutschkurse, auf die Universitäten oder in die Wirtschaft drängen, stürzen die Christensöhne ehemaliger Banker, Dirigenten, Lehrer vor unseren Augen ab.

Auch da bin ich völlig ratlos – ist das jetzt ironisch gemeint? Da hilft keine Erfahrung im Umgang mit Texten. Ich sehe einfach keinen Sinn, keine Pointe. Und gerade Ironie muß doch eine Pointe haben!

Auch was sie zu Sarrazins erstem Buch schreibt, klingt wie aus einem anderen Universum:

Erst spät entstand eine lustlose Debatte darüber, ob es sich bei dem Buch nicht um einen gewöhnlichen Fall von vulgärem Rassismus handeln könnte. Da war der Mob schon längst enthemmt und labte sich dumm und dämlich an dem Mist.

Wie kann man so etwas schreiben? Sieht sie nicht fern, liest sie keine Zeitungen? Die Hetzjagd auf Sarrazin hatte auch damals begonnen, noch ehe das Buch überhaupt auf dem Markt war – ich erinnere nur an Beckmanns unsägliche Talkshow, die ein Versuch des Moderators war, zusammen mit Künast und (leider auch) Yogeshwar den Autor zu vernichten.

Aber dieses Zitat von Mely Kiyak kann ich immerhin geistig aufnehmen. Fast alles andere, was sie schreibt, bleibt mir ein Rätsel.

Und ein Rätsel bleibt mir auch, wie man eine solche Kolumne veröffentlichen kann.

PS: Ich war gerade auf den Online-Seiten der Frankfurter Rundschau – Mely Kiyaks Zitat im menschenverachtenden Nazi-Jargon wird von der Redaktion immer noch totgeschwiegen. Was ist nur aus der Rundschau geworden! Die Redakteure schreiben immerhin für eine Zeitung, die über Jahrzehnte von einem Karl Gerold geprägt wurde – ob sie den Namen überhaupt noch kennen?

Es ist jedenfalls ein unwürdiges, schändliches Schweigen.

Dieser Beitrag wurde unter Politik, Sonstiges, Sprache und Literatur veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert