Gestern haben wir unsere traditionelle Frühlingswanderung im Odenwald gemacht. Es war schönstes Wanderwetter – nicht zu warm und nicht zu kalt, dazu ein frischgrüner Aprilbuchenwald, wie man ihn eben nur im April sehen kann. Schon im Mai werden die Blätter dunkel und lassen kein Licht mehr durch.
Das Schönste aber war: alle Höhen, auch wo ein frischer Wind wehte, waren frei von Windrädern. Ja, wirklich: auf der ganzen Wanderung von ungefähr 15 Kilometern – wir sind von Bensheim und der Bergstraße her in den Odenwald hineingewandert – haben wir kein einziges Windrad gesehen! Wer eine solche Wanderung in Nordhessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern versucht, wird kein Glück haben. Aber es gibt noch Gebirge, in denen die Menschen ihre schöne Heimat noch nicht dem Mammon als Opfer dargebracht haben.
Wer also einmal eine Mittelgebirgslandschaft sehen will, die noch unversehrt ist (so wie es vor zehn oder zwanzig Jahren alle Mittelgebirge noch waren!), der komme an die Bergstraße und in den Odenwald!
Er sollte sich aber beeilen: die Bauern in den vielen kleinen Dörfern des Odenwalds, die unfruchtbare Äcker auf den windigen Höhen haben, freuen sich schon auf die großzügigen Angebote der Windkraftlobby. Ihnen ist die Schönheit ihrer Heimat höchstens 30 Silberlinge wert.
Wir aber können bei einer solchen Wanderung genießen, was es bald auch im südlichen Hessen nicht mehr geben wird: unberührte, unverschandelte Natur.