Ich habe in glücklichen Zeiten studiert – da wußte man nämlich noch, daß in dem Wort „Studenten“ beide Geschlechter sprachlich einbegriffen sind (genau wie in „Schüler“ oder „Kollegen“). Auf dem Gender-Kriegsschauplatz also schwiegen noch die Waffen, und der Feminismus hatte Wichtigeres zu tun, als sich um die scheinbar korrekte (in Wirklichkeit abstruse) Durchsetzung weiblicher Sprachformen zu kümmern.
Wenn ich heute über den alten, fast schon aufgegebenen Campus der Frankfurter Goethe-Universität gehe, störe ich mich jedes Mal an dem „Studierendenhaus“. Nicht nur weil es außen häßlich beschmiert und innen – na, sagen wir: nicht gerade besenrein ist (wir sind einmal entsetzt aus dem verwahrlost wirkenden Haus geflüchtet, als dort ein japanisches Filmfestival stattfinden sollte), nein, ich ärgere mich am meisten über die sprachliche Scheußlichkeit dieses Wortes: „Studierendenhaus“. Weil sie in ihrer Unbedarftheit nicht verstehen, daß das Wort „Studenten“ beide Geschlechter umfaßt (und weil sie ganz, ganz korrekt sein wollten!), haben sie sich dieses Wort-Monstrum ausgedacht.
Und das an einer Universität, die den Namen Goethes trägt!
Genauso bescheuert ist der „Auszubildende“, der vor langer Zeit den „Lehrling“ abgelöst hat. Österreich und die Schweiz haben diesen Unfug, der durch Koseformen wie Azubi auch nur leicht abgemildert wird, nicht mitgemacht – dort gibt es immer noch Lehrlinge. Warum auch nicht!
Schlimmer noch als die „Studentinnen und Studenten“ sind aber die „StudentInnen“. Sie sind wirklich – wenn der saloppe Ausdruck erlaubt ist – des (sprachlichen) Wahnsinns fette Beute. Aussprechen kann man das Wort nämlich, so wie es gemeint ist, also genderneutral, nicht – da klingt es genau wie die weibliche Form. Aber auch geschrieben ist es beim flüchtigen Lesen kaum davon zu unterscheiden. Diese Schreibweise ist eine der größten Sprachdummheiten unserer Zeit, wie überhaupt der ganze Gender-Unfug (ich erinnere nur an die Bibel in gerechter Sprache) mit den Maßstäben der menschlichen Vernunft nicht mehr zu fassen ist.
Dieses ganze sprach- und vernunftwidrige Benennen hat sich nur durchsetzen können, weil auch die Politiker – von der kommunalen Ebene bis hinauf in die Spitzenpositionen – kein Sprachgefühl mehr haben. Sie reden, ohne dabei rot zu werden, von Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, von Bürgerinnen und Bürgern, von Wählerinnen und Wählern – und finden das wahrscheinlich auch noch wichtig, richtig und hilfreich.
Ich aber wende mich mit Grausen.