Brief an einen Lehrer – damit sein Dasein nicht mehr so freudenleer sei!

Den nachfolgenden Musterbrief „An einen Lehrer zum Neujahr“ habe ich wieder einmal dem Universal-Briefsteller von F. Brunner (etwa um 1900) entnommen.

Verehrter Herr Lehrer!

Mit Wohlgefallen habe ich schon seit längerer Zeit beobachtet, wie gut Sie es verstehen, mit den Kindern umzugehen und die Herzen derselben an Sie zu fesseln, und wie groß die Fortschritte in den Schulkenntnissen sind, welche die Schüler bei Ihnen machen. Namentlich sind auch meine zwei Kinder Ihnen sehr zugethan, und durch die Kinder erobern Sie auch die Herzen der Eltern. So verpflichten Sie auch mich zur Dankbarkeit gegen Sie. Dessen bin ich namentlich heute am Tag der Jahreswende, wo man für alle seine Wohlthäter einen Segenswunsch hat, eingedenk. Darum wünsche ich Ihnen zum neuen Jahr alles Gute, was ein Menschenherz erfreuen kann und bitte Sie, meine Kinder auch in diesem Jahre, wie seither, in allem Wissenswerten thunlichst zu fördern und dieselben in heilsamer Zucht zu halten. – Ich bitte das Mitfolgende als Beweis meiner vollsten Zufriedenheit mit Ihnen und meines großen Wohlwollens für Sie anzunehmen. Möchte es mir gelungen sein, einem Manne, dessen Beruf so freudenleer ist, eine kleine Freude gemacht zu haben!

Sie und die lieben Ihrigen bestens grüßend
Ihr ergebener
Blochmann, Oekonom.

Ach, das waren noch Zeiten! Der gute Brunner konnte nicht ahnen, wie freudenleer der Beruf des Lehrers ein Jahrhundert später sein würde – und daß so freundliche Briefe einen Lehrer heutzutage wohl nur noch selten erreichen.

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