Inzwischen kennt ja fast jeder das Zitat.
Unser Verkehrsminister, Peter Ramsauer (CSU), hat nämlich den wahren Grund unserer ganzen Verkehrsmisere entdeckt: es sind – die Radfahrer! Unter den Augen der Polizei, so Ramsauer empört, mißachteten sie die Verkehrsregeln, und die arme Polizei sei einfach überfordert damit,
der Verrohung dieser Kampfradler endlich Einhalt zu gebieten.
Das klingt nach echter Empörung und großen Emotionen des Ministers, wenn da nicht – ja wenn da nicht ein Dokument wäre, das seine Äußerungen in ein ganz anderes Licht rückt.
Mir ist nämlich von LupuLeaks, einer bis jetzt völlig unbekannten Gruppe von bayerischen Biergarten-Hackern, ein Gesprächsmitschnitt zusgespielt worden, der es in sich hat. Ort und Zeit der Aufnahme sind nicht bekannt, die beiden Gesprächsteilnehmer schon.
Seehofer: Ja, der Ramsauer! An guadn. Schmeckt’er, der Obatzde?
Ramsauer (hörbar kauend): Paßt scho.
Seehofer: Du, Peter, host scho g’lesn, was der Söder –
Ramsauer (verschluckt sich fast): Horst, du weißt doch, daß i mi bei dem Namen immer verschluck, also …
Seehofer: Aber der Söder –
Ramsauer (spricht vor Erregung hochdeutsch): Nicht diesen Namen, Horst!
Seehofer: Aber daß er’s Rauchen sogar im Freien verbiet’n will, der Sö-, i moan, der Dingsbums, dös is doch a Coup!
Ramsauer (nimmt einen großen Schluck aus seinem Weißbierglas): Na ja.
Seehofer: Is scho a Hund, der Sö -, der Finanzminister.
Ramsauer: Scho.
Der Rest des Gesprächs ist wegen mundartlicher Probleme ins Hochdeutsche übersetzt worden.
Seehofer: Vom Söder gehen immerhin Impulse aus, man liest von ihm in den Zeitungen, auch auf dem Nockherberg hat er wieder im Mittelpunkt gestanden, aber von dir, Ramsauer …
Ramsauer: Ich mach halt meine Arbeit, Horst.
Seehofer: Das reicht nicht! Du bist zu fad. Du mußt ins Gerede kommen, die Zeitungen müssen über dich schreiben.
Ramsauer: Und wie? Meine vier Töchter sind alle ehelich geboren.
Seehofer: [Die Antwort wurde aus Gründen des Jugendschutzes entfernt.]
Ramsauer: Ich wüßte da aber schon etwas.
Seehofer: Ja?
Ramsauer: Die Autofahrer dürfen wir nicht verärgern, und den ADAC erst recht nicht. Aber – die Radfahrer?
Seehofer: Das ist gut! Aber „Radfahrer“, nein, das klingt irgendwie zu bieder. Es müßte ein richtig böses Wort sein …
Ramsauer (überlegt): Ich hab’s, Horst – „Kampfradler“!
Seehofer: Genial. Klingt a bisserl wie Kampftrinker, gell? Also unser Metier. (Sie lachen beide und heben ihre Gläser.)
Ramsauer: Prost, Horst.
Seehofer: Prost, Peter.
Ramsauer: Und – wollen wir noch einen draufsetzen, Horst?
Seehofer: Ja schon, aber wie?
Ramsauer: Verroht! Verstehst, die Radler sind nicht nur Kampfradler, sie sind auch verroht!
Seehofer (sprachlos): Das ist – genial, Ramsauer! „Die Verrohung der Kampfradler“ – damit kommst du in alle Zeitungen. Garantiert!
An dieser Stelle bricht der Mitschnitt ab, aber es ist ja auch schon genug gesagt.