Ahmadineshad – nur ein „Popanz“?

Zum Gedicht – wie versprochen – kein Wort mehr, aber ein Satz, den Günter Grass am Karfreitag gesagt hat (hier nachzulesen), ist so ungeheuerlich, daß man ihn nicht durchgehen lassen darf.

Er habe, sagt Grass jetzt, gar nicht Israel, sondern die Regierung Netanjahu kritisieren wollen, die

mit „dem Iran und der Vermutung, dass dort eine Atombombe gebaut wird, einen Popanz‘‘ aufbauen würde.

Ein Popanz ist ein Schreckgespenst, das „aufgrund vermeintlicher Bedeutung … Furcht, Einschüchterung o. Ä. hervorruft od. hervorrufen soll“ (Duden Universalwörterbuch). Das Wichtigste ist hier das Wort „vermeintlich“, das Grimmsche Wörterbuch definiert den Popanz deshalb als „schreck-, trug-, scheinbild“.

Was Grass sagt, bedeutet also im Klartext: die kriegslüsterne israelische Regierung weiß genau, daß Ahmadineschad nur ein Maulheld ist und in Wirklichkeit gar keine Atombombe besitzt, aber sie baut ihn zu einem Popanz auf, weil sie das iranische Volk auslöschen will.

Wie kann ein intelligenter Mensch so etwas wachen Sinnes behaupten? Hat er jetzt jedes Gefühl für die politische Wirklichkeit verloren? Ich begreife es nicht. Nur eines ist sicher: Günter Grass, der das Florett gegen die grobe Keule des Demagogen eingetauscht hat, redet sich im Moment um Kopf und Kragen.

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