Die Selbstmordrate hat sich in Griechenland in den letzten Monaten verdoppelt, wenn nicht verdreifacht – zu einer in diesem Land noch nie dagewesene Quote, und die Dunkelziffer ist hoch. Selbsttötungen hat es früher in Griechenland kaum gegeben, statistisch sind auf 100.000 Einwohner nur 3,5 Fälle gekommen.
Auch die Zahl der registrierten Fälle von Depression steigt stark an. Das ist auch die direkte Folge der Sparpolitik, die wir – Merkel, Sarkozy, Juncker usw. – Griechenland aufgezwungen haben. Wir selbst haben nach dem zweiten Weltkrieg von überall her Hilfe zum Aufbau gekommen, aber Griechenland lassen wir jetzt, obwohl es ein vollwertiges Mitglied der Europäischen Union ist, buchstäblich verhungern.
Das ist – mit Verlaub – eine Schande.
Ein 77jähriger Apotheker hat sich gestern morgen auf dem Syntagma-Platz im Zentrum von Athen erschossen. Er rief noch vor der Tat, er wolle seinen Kindern keine Schulden hinterlassen. In seinem Abschiedbrief heißt es:
Ich sehe keine andere Lösung für ein würdiges Ende, bevor ich im Müll wühlen muss, um mich zu ernähren.
Da höre ich schon wieder die gehässigen Kommentare: sind doch selber schuld, die Griechen! Nein, „die Griechen“ sind ganz und gar nicht schuld – wer das behauptet, weiß nicht, wovon er spricht. Es gibt in Griechenland eine kleine Schicht von korrupten Profiteuren (wie es sie übrigens auch in Deutschland gibt). Die Mehrheit der griechischen Bevölkerung hatte schon durch die Preisexplosion nach der Einführung des Euro nur Nachteile – jetzt wird das Land durch das Diktat der reichen Europäer ausgehungert und vollends ruiniert.
Die griechisch-orthodoxe Kirche zeigt sich dabei, wie ein Fall aus dem nordgriechischen Kosani beweist, nicht gerade von ihrer besten Seite. Eine Frau, die sich in einem See ertränkt hatte, durfte auf Anordnung des Bischofs nicht kirchlich begraben werden. Auch der Trauergottesdienst wurde verboten.
Jesus hat sich immer der Armen, Schwachen, Verzweifelten und Verachteten angenommen. Er wird diesem unchristlichen Bischof, wenn es einmal so weit ist, hoffentlich die Hammelohren langziehen.