Mein letztes Wort über das Gedicht von Günter Grass

Günter Grass hat ein handwerklich dürftiges, inhaltlich abstruses Gedicht geschrieben. Aber eigentlich ist es gar kein Gedicht, es ist eine Art Un-Gedicht, ein politisches Pamphlet, das der Schriftsteller in schlechte, offenbar schnell hingeworfene Verse gegossen hat.

Und der Inhalt? Israel gefährdet den Weltfrieden. Punkt. Mehr ist nicht.

Grass hat gestern den ganzen Tag Fernsehteams ins sein Haus gelassen, aber er hat allen eigentlich nur einen einzigen Satz gesagt: Israel gefährdet den Weltfrieden. Das Orakel von Berkenthin hat gesprochen – aber nein, kein Orakel, die Aussage war ja nicht dunkel und schillernd, sie war klar und eindeutig. Auch wer es gut mit Grass meint, hatte keine Chance, diese Aussage auch nur ein bißchen zu relativieren.

In den vielen Kritiken taucht immer wieder das Wort „Antisemitismus“ auf – völlig zu Unrecht. Was Grass speist, ist eine diffus linke Haltung, wie sie vor fast einem halben Jahrhundert ihren Platz im geistigen Spektrum dieses Landes hatte (und damals vielleicht unvermeidbar war), die aber heute nur noch museal und verstaubt wirkt. Wenn Grass sich von der Reaktion auf sein Gedicht verletzt fühlt und dabei „die Springer-Zeitungen“ ausdrücklich hervorhebt, dann ist das zumindest ein Indiz, daß er geistig noch in dieser alten, gottlob untergegangenen Welt lebt.

Zorn oder Verachtung kann ich deswegen nicht empfinden, eher Traurigkeit. Man sieht, wie ein großer Schriftsteller starr wird, auch in seinem sprachlichen Ausdruck, und man weiß: jetzt kommt die Zeit, wo man das Werk gegen den Schriftsteller selbst verteidigen muß.

Also: kein Wort mehr über dieses Gedicht – dafür aber wieder einmal die Blechtrommel lesen! Oder eines seiner frühen Gedichte, die von einer wunderbaren sprachlichen Präzision waren. Damals hat er die deutsche Sprache zum Funkeln, zum Leuchten gebracht, das sollten wir in der heutigen Aufregung nicht vergessen.

Dieses Werk wird bleiben.

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