Kennen Sie den Anfang von T.S. Eliots berühmtem Gedicht The Waste Land (1922)?
Hier ist er:
April is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.
Nähme man diese ersten Zeilen einfach nur wörtlich (was man natürlich bei einem so vielschichtigen Gedicht nicht darf!), müßte man ganz energisch widersprechen. Der April als „grausamster Monat“?
Früher hieß es, wie in dem Gedicht von Emanuel Geibel: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ – aber das ist schon lange nicht mehr so. Wenigstens hier im Rhein-Main-Gebiet und erst recht an der Bergstraße treiben Sträucher und kleinere Bäume (wie die Hainbuche auf dem Foto, das ich heute im Wald aufgenommen habe) schon Anfang April aus, und spätestens Ende des Monats ist (vielleicht bis auf ein paar späte Eichen) der gesamte Wald grün. Der eigentliche Wonnemonat ist also gar nicht mehr der Mai, sondern (von rauhen Gebirgslagen abgesehen) der April.
Es wäre interessant, einmal die Veränderung des Klimas anhand solcher Zitate aus der Literatur zu belegen.