Nur eines ist sicher: der Mörder ist tot.
Ob er gerade an einem plätschernden Bach liegt, inmitten blühender Blumen, von Huris mit süßen Trauben bewirtet, wissen wir nicht. „Wenn ich sterbe, gehe ich ins Paradies“, sagte er den Polizisten, die seine Wohnung belagerten. Ich halte das, mit Verlaub, für sehr unwahrscheinlich. Müßten nicht viel eher seine Opfer im Paradies sein? Aber wo ist er dann? In der Hölle? Auch das weiß niemand. Die Mauer zwischen dieser Welt und der nächsten ist unüberwindbar.
Aber bleiben wir erst einmal diesseits der Mauer.
Dieser junge Muslim wollte hoch hinaus – er wollte, wie er sagte, „Frankreich in die Knie zwingen“. Ja, war er denn nicht selber ein Franzose von Geburt, in Toulouse geboren? Nein. Das war für ihn ohne Bedeutung. Er haßte das Land, in das er hineingeboren war. Seine Mutter hat, wenn es stimmt, daß sie einem Islam salafitischer Prägung nachhing, viel Mitschuld auf sich geladen. Vielleicht hat sie den Haß noch geschürt, der in vielen jungen Männern aus arabischen Ländern eh schon kocht und brodelt.
Ich habe vor Jahren von palästinensischen Eltern gelesen, die ihre Familie für besonders gesegnet halten, wenn eines ihrer Kinder – sie waren noch im Vorschulalter – später einmal zu einem „Märtyrer“, also zu einem Mörder wird. Aber da täuschen sie sich, denn ein Märtyrer ist ein Mensch, der für seinen Glauben Leid und Tod auf sich nimmt, aber niemals – wirklich niemals! – darf man einen Menschen Märtyrer nennen, der andere Menschen tötet.
Aber diese Mütter erziehen ihre kleinen Kinder zu Selbstmordattentätern, und wenn die dann in die Pubertät kommen, stellen sie sich die Jungfrauen im Paradies ganz buchstäblich und sehr konkret vor – und werden genau das, was ihren Eltern vorschwebt.
Vielleicht empfindet auch die Mutter von Mohammed Merah jetzt so etwas wie Glück über den „Heldentod“ ihres Sohnes. Uns ist ein solches Gefühl – gottlob! – völlig fremd, wir empfinden es geradezu als pervers, und pervers ist es ja auch. Was ich aber nicht verstehe: warum zieht es solche Menschen in Länder, die ihnen zuwider, ja verhaßt sind? Es gibt doch islamische Staaten in Hülle und Fülle, sunnitische, schiitische, überhaupt Länder jeder islamischen Couleur – aber dann kommen sie ausgerechnet in Länder, in denen fast nur „Ungläubige“ wohnen (so nennen sie uns, ohne sich dafür zu schämen!) und leben oft auch noch von deren Sozialsystemen.
Sie hassen uns, sie hassen sich selbst, sie hassen die ganze Welt, statt einfach ein ganz normales Leben zu führen, eine Familie zu gründen und einen anständigen Beruf zu ergreifen.
Sie sind zerfressen von Haß auf die „Ungläubigen“ (ohne in ihrer Einfalt zu begreifen, daß für die anderen ja sie die Ungläubigen sind!), und nehmen sich das Recht heraus, über Leben und Tod zu entscheiden.
Das muß aufhören – aber es wird erst aufhören, wenn die immer noch schweigende Mehrheit der Muslime endlich zu reden beginnt. Solange Mütter ihre Söhne zu „Märtyrern“ erziehen, besteht kein Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten.