Die gewaltigen Investitionen, vor allem beim Bau gigantischer Stromleitungen quer durch Deutschland, werden die Strompreise kräftig steigen lassen. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur, die als Behörde eher konservativ schätzt, werden auf die Privathaushalte Preiserhöhungen von 5-7 % zukommen. Das kann man in einem Artikel im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen von gestern nachlesen. In dieser Rechnung (manche sprechen zurecht von einer Milchmädchenrechnung) sind viele Kostenfaktoren wie höhere Strombeschaffungspreise oder eine steigende Umlage für erneuerbare Energien noch gar nicht berücksichtigt. In einem Papier der Behörde heißt es:
Die Energiewende wird längerfristig nur dann politisch durchzuhalten sein, wenn sie zu vertretbaren Kosten umzusetzen ist.
Die Schätzungen für die Entwicklung der Netzentgelte, so heißt es in dem Bericht weiter, markierten nur eine Untergrenze. Es gebe Sonderlasten, die
perspektivisch zu einer weiteren Erhöhung der Netzentgelte führen und den Strom noch teurer machen werden. Dazu gehört die Entschädigung für Unternehmen, die bei Stromengpässen Anlagen vorsorglich abschalten. Für 2012 kalkuliert die Netzagentur dafür mit 100 Millionen Euro, mittelfristig mit bis zu 270 Millionen Euro im Jahr. Netzkosten von bis zu 700 Millionen Euro im Jahr würde die flächendeckende Einführung „intelligenter Stromzähler“ verursachen. Auf weitere 200 Millionen Euro veranschlagt die Behörde den Aufwand für elektrische Wechselrichter, die die Stromversorgung aus der Photovoltaik stabilisieren sollen.
Es kommt dazu, daß immer mehr Unternehmen die Möglichkeit nutzen werden, Anträge auf „Ermäßigung oder Befreiung von den Netzentgelten“ zu stellen.
Dazu gehören nicht nur besonders energieintensive Industriezweige wie Chemie, Metall oder Glas, sondern auch der Lebensmittelhandel, Hotels und Gaststätten sowie Rechenzentren. Mehr als 1600 Unternehmen sind bei der Netzagentur vorstellig geworden. Sie erwartet ein Gesamtvolumen der Befreiungen und Rabatte von mehr als 400 Millionen Euro im Jahr. Dieser Betrag wird auf alle übrigen Stromkunden umgelegt.
Es ist also so, wie ich es schon vor einiger Zeit prophezeit habe: wir, die privaten Stromkunden, werden die Stromsubventionierung der Wirtschaft mitfinanzieren. Das alles ist in die Berechnungen der Bundesnetzagentur noch gar nicht eingeflossen. Und die Kosten für die monströsen Stromleitungen werden zudem viel, viel höher liegen, als es die Agentur veranschlagt.
Die schlampige und völlig ungerechtfertigte Energiewende unserer Kanzlerin (und der Parteien in ihrem Schlepptau) wird uns nicht nur teuer zu stehen kommen – sie wird fast unbezahlbar sein.
Im Bereich der Informationstechnologie gibt es ein altes Sprichwort, das auf langjähriger Erfahrung beruht: „Never touch a working system!“ – an ein gut funktionierendes System sollte man besser nicht rühren. Wenn überhaupt, dann sollte man es nur in kleinen, überschaubaren Schritten weiterentwickeln. Die Kanzlerin hat sich, auf der Woge der Fukushima-Hysterie, für den brutalen Weg entschieden.
Er wird uns – nicht nur finanziell – teuer zu stehen kommen.
PS: Unser Umweltminister Röttgen hat wieder einmal einen besonders dummen Satz gesagt, den ich meinen Lesern nicht vorenthalten will: „Steigende Strompreise haben nichts mit der Energiewende zu tun.“ Und wer’s glaubt, zahlt einen Taler.