Ecstasy für die Party People – statt Opium fürs Volk

Karfreitag 2011. Die Stadt Frankfurt setzt das schon seit Jahrzehnten geltende Tanzverbot an diesem Feiertag durch – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Der Karfreitag – das ist der Tag, an dem Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Es ist einer der höchsten christlichen Feiertage, und es ist, wie auch einige wenige andere Tage im Kirchenjahr, ein Tag der Stille und der Trauer.

Aber die Stadt Frankfurt hat die Rechnung ohne die party people gemacht. Niemand hindert sie zwar, an geschätzten 350 Tagen im Jahr abzudancen, bis der Arzt kommt, aber das reicht ihnen nicht. Sie wollen auch am Volkstrauertag, am Totensonntag und sogar am Karfreitag ihren Spaß haben. Sie wollen fun ohne jede Einschränkung, und was der Karfreitag für einen Christen bedeutet, das ist ihnen völlig wurscht.

Deshalb kommt es auf dem Frankfurter Römerberg zu einer gespenstischen und tief deprimierenden Begegnung. Die Karfreitagsprozession der kroatischen Gemeinde wird von einem u.a. von der Grünen Jugend Hessen „spontan“ einberufenen Flashmob aus Partyleuten massiv gestört und bedrängt. Wie auf der Love Parade gekleidete junge Leute mit iPods und Kopfhörern leben sich öffentlich aus und bekunden damit eine narzißtische Selbstverliebtheit und eine respektlose Arroganz, wie man sie lange nicht mehr gesehen hat.

Die Begründung der Grünen Jugend Hessen (man kann sie auf deren Internetseite noch immer nachlesen, wahrscheinlich ist man heute noch stolz auf die Aktion!) ist so schlicht, daß man sich fast ein bißchen schämt, sie hier wiederzugeben. Also:

Die Religionsfreiheit ist dadurch, dass Menschen an bestimmten Orten Lust zum Tanzen haben, nicht eingeschränkt.

Die „Einhaltung christlicher Bräuche“ sei nicht Aufgabe des Landes Hessen, sagen die jungen Grünen – und hätten es garantiert niemals gewagt, Muslime auf die gleiche Art zu provozieren, wie sie es auf dem Römerberg mit den Christen getan haben.

Das Tanzverbot am Karfreitag, so sagen sie weiter, sei „ein Angriff auf den säkularen Staat“.

Ich hoffe, das genügt, um die geistige Verfassung dieser Gruppe von Junggrünen beurteilen zu können. Das Austoben im Lustprinzip maskiert sich hier als aggressiver Säkularismus, damit die brutale Durchsetzung der eigenen Interessen gegen eine mehr als tausendjährige europäische Kultur nicht gar so primitiv wirken möge.

Und die Altgrünen?

Die unternehmen zur Zeit einen neuen Anlauf, um das Feiertagsgesetz bis auf ein paar kümmerliche Reste zu beseitigen. Es soll zwar einen „generellen Schutz der Religionsausübung“ geben, aber vor allem „weniger starre“ Regelungen für die Sonn- und Feiertage. Was dann noch gesetzlich vor den Dancern geschützt wird, sind wahrscheinlich nur noch der Karfreitag, der Volkstrauertag und der Totensonntag.

Sämtliche (!) Einschränkungen an allen anderen Feiertagen sollen aufgehoben werden.

Einen anderen Ton schlägt die Linke an, die erstaunlicherweise jede Liberalisierung des hessischen Feiertagsgesetzes ablehnt. Sind die etwa fromm geworden? Nein, nichts liegt ihnen ferner. Das sieht man an ihrer Begründung: die Feiertage sollten sogar noch ausgeweitet werden, sagte ihr Sprecher Hermann Schaus. Auf diese Weise

könnten Familien, soziale Beziehungen, körperliche Erholung, geistige Erbauung und Religionsausübung gestärkt werden.

Da wird denn doch, wie man es von dieser Partei nicht anders erwartet, die „Religionsausübung“ zum bloßen Wurmfortsatz in der Reihe der Begründungen.

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