Deutschland ist ein gesegnetes Land – es ist gesegnet mit Philosophen! Wer gedacht hat, daß die Geschichte der deutschen Philosophie mit Schopenhauer, allenfalls mit Heidegger oder Adorno endet, sieht sich getäuscht. Sobald er den Fernseher einschaltet, sieht er – Philosophen! Früher haben sie gedacht und geschrieben, heute reden sie. Aber vor allem scheinen sie darauf zu bestehen, als Philosophen bezeichnet zu werden.
Nehmen wir einmal Richard David Precht. Er hat ein paar halbwegs amüsante Bücher geschrieben, jetzt tingelt er durch die Talkshows, weiß zu jedem Thema etwas zu sagen, und sobald er spricht, wird unten eingeblendet: „Richard David Precht, Philosoph“. Auch Michael Schmidt-Salomon, im Hauptberuf eigentlich Atheist, wird nicht nur in der Wikipedia als „deutscher Philosoph“ bezeichnet. Damit nicht genug.
Heute abend geht es ab 20.15 Uhr in 3sat um das Essen. Und wer erzählt uns da etwas? Richtig – ein Philosoph! Aber diesmal – oh wie schade! – ist es nicht Richard David Precht, sondern: Harald Lemke.
Lemke – war das nicht der mit dem Schweinderl? Der mit der Ratesendung „Was bin ich?“ Nein, ich sehe grade, der ist ja schon vor über 20 Jahren gestorben. Außerdem hieß er Lembke. Der Philosoph von heute abend hat wirklich Philosophie studiert (ich auch, aber das nur nebenbei) und lehrt u.a. in Salzburg – ja, was? Gastrosophie! Ist das die Philosophie des Magens, wie es die griechischen Wörter nahelegen? Das wäre mir nicht unsympathisch. Er leitet auch eine „Forschungsstelle Praktische Philosophie des Essens“, was – ehrlich gesagt – etwas wundersam klingt. Außerdem ist er Mitglied im Deutschen Netzwerk für Ernährungsethik, was fast noch wundersamer ist.
Man könnte sagen: er west an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Ernährung. Auf jeden Fall eine weitere Bereicherung der philosophischen Flora in Deutschland!
Und ich verspreche meinen Lesern: ich werde auch weiter nach neuen Philosophen Ausschau halten, egal wie und worüber sie philosophieren. Und selbst wenn sie überhaupt nicht philosophieren und nur so tun, als ob sie es täten, werde ich treulich über sie berichten.
Jawohl!