Eines gleich vorweg: es ist sicher nicht leicht, von einem Amt zurückzutreten, denn erst einmal ist es ja ein Verlust – man verzichtet auf Macht und Einfluß, auf öffentliche Bewunderung, und oft auch auf finanzielle Ansprüche.
Und doch: im Grunde ist so etwas auch ein Glück, denn man reift nicht im Bequemen, im Gelingen. Wenn einem alles gelingt, wenn das Leben einfach nur dahinfließt – dann fließt es im Grunde an einem vorbei. Deshalb sind es gerade die schwierigen Phasen im Leben, Krankheit, Verlust, Mißerfolg, die uns menschlich voranbringen.
Aber sie bringen uns nur voran, wenn wir ihren Wert auch begreifen. Im christlichen Kontext ist das eine Selbstverständlichkeit, denn wer sich „von guten Mächten wunderbar geborgen“ weiß, der jammert nicht über ein verlorenes Amt. Vielleicht ist es auch ein Zeichen unserer Säkularität, daß uns materielle Verluste so weh tun.
Guttenberg, Wulff – sie haben viel zu lange gezögert, ehe sie den notwendigen Schritt taten. Und beide sind, wenn man ihre öffentlichen Stellungnahmen hört, bis heute eher uneinsichtig. Sie reagieren trotzig und voller Selbstmitleid auf den Verlust des Amtes. Karl Theodor zu Guttenberg, der sich bis heute vor dem Bekenntnis drückt, daß er große Teile seiner Dissertation abgeschrieben hat, beschimpft nach Jahr und Tag seine eigene Partei, obwohl die ihm doch fast bis zuletzt die Treue gehalten hat. Und der Oberbürgermeister von Duisburg, der nach dem fürchterlichen Unglück in seiner Stadt nicht ein einziges angemessenes Wort für die Opfer und ihre Angehörigen gefunden hat, wundert sich allen Ernstes, daß ihn die Bürger abgewählt haben. Da ist leider von Einsicht und Reife wenig zu merken.
„Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand“ – das hat die Bischöfin Käßmann bei ihrem Rücktritt gesagt, der respektabler war als alles, was in der politischen Welt seit langem passiert ist.
Auch Wulff hätte von ihr lernen können.