Ich habe meinen Lesern ja schon ein paar Proben journalistischer Sprachgewalt bei stern.de geliefert (ja, bei mir wird wirklich geliefert!), aber wenn man dort ein bißchen gezielter stöbert, möchte man am liebsten erröten vor soviel schlechtem Deutsch.
Nehmen wir einmal den Artikel von Sophie Albers über Gottschalks neue Vorabendsendung – wer glaubt, daß ich zu einseitig exzerpiert habe, mag sich den Artikel hier selbst anschauen:
Die Bühne dieser erschreckend konzeptlosen ARD-Vorabendsendung sollte in eine Radrennbahn verlegt werden, denn Gottschalk kreiste ausschließlich um sich selbst.
Verloren und alt sah der 61-Jährige aus mit seinem Fünftagebart, der Tweedweste über dem weißen Hemd und der hängenden Krawatte.
Eine hängende Krawatte als Metapher – aber wofür? Was sollen Krawatten sonst tun? Ich habe noch nie eine gesehen, die nicht hängt (es sei denn, sie liegt im Schrank).
Dann ist von „komplett schmerzbefreiter Selbstbeweihräucherung“ (?) die Rede, von „hässlichem Gepose über Gottschalks Nähe zu den Stars“, und die Krönung ist dieser völlig sinnfreie Satz:
Erstaunlicherweise spricht der Wahlamerikaner Seal aber immer noch aus wie ein deutsches Fleckensalz.
Ich hatte ja erst den Verdacht, daß man beim Stern, aus Kostengründen, einfach einen Azubi aus der Vertriebsabteilung in die Online-Redaktion gesetzt hat. Aber der hätte den Artikel wahrscheinlich viel besser geschrieben.