In China ist es an der Tagesordnung, daß korrupte „Parteikader“ das Land der Kleinbauern rauben und gewinnbringend an Immobilienkonzerne „verkaufen“. In der dritten Welt – in Afrika, Südostasien und Südamerika – raubt man den Armen ihr Land auch – aber aus anderen Gründen. Dort baut man auf den gestohlenen Flächen in unvorstellbaren Größenordnungen Ölpalmen an, und aus den Früchten wird dann Bio-Diesel für die ökologisch korrekten Autofahrer in den Industrieländern gebraut.
Man kann es nicht oft genug sagen: die Ölpalme ist die Pest des 21. Jahrhunderts. Um an Flächen für ihren Anbau zu kommen, gehen die Konzerne und ihre korrupten Helfershelfer in der Dritten Welt buchstäblich über Leichen. Sie roden intakte Regenwälder, sie enteignen das Land von Kleinbauern, sie nutzen jeden rechtlichen Schlupfwinkel – und das alles, weil die westlichen Industriestaaten, allen voran die EU und (damit auch Deutschland!), den sog. „Biosprit“ zu einer moralischen Angelegenheit gemacht haben.
Eine moralische Angelegenheit ist der „Biosprit“ in der Tat, aber in einem ganz anderen Sinn. Das sieht man auch jetzt wieder an den neuesten Nachrichten aus Sierra Leone.
Sierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es hat sich gerade von einem der schlimmsten Bürgerkriege des Kontinents halbwegs erholt, aber laut Wikipedia werden nur 6 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Müßte man da nicht froh sein, daß Bauern überhaupt das Land bewirtschaften? Nein – man will es ihnen stehlen, und das Vorgehen ähnelt auf verblüffende Weise den Praktiken der Chinesen.
Es gibt sog. „traditionelle Führer“, die das Land (das ihnen gar nicht gehört!) der Regierung „zur Verfügung gestellt“ haben. Und die Regierung hat es dann an die Socfin Agriculture Company (SAC) weitergereicht. Dieser Konzern hat das Land für 50 Jahre „gepachtet“ – man muß alle diese Wörter in Anführungszeichen setzen, denn im Grunde handelt es sich hier (wie auch in China) schlicht und einfach um Landraub. Die Regierung hält ihre schützende Hand über die Geschäfte, und alle verdienen daran – am meisten natürlich der Konzern selbst.
Socfin locken in Sierra Leone extrem niedrige Pachtpreise, großzügige Steuerbefreiungen, minimale Arbeitslöhne, schwache Umweltauflagen sowie verbreitete Korruption – Bedingungen wie sie schon zu Kolonialzeiten herrschten.
Schon jetzt haben die Agrokonzerne 10 % des Landes unter ihrer Kontrolle, aber man weiß ja, wie das mit der Gier ist – wer viel hat, will immer noch mehr. SOCFIN, der Mutterkonzern der SAC, hat schon jetzt 90.000 Hektar Ölpalmplantagen und 50.000 Hektar Kautschukplantagen in seinem Besitz. Eines seiner Tochterunternehmen rodet in Kamerun den Regenwald und vertreibt die dort ansässigen Pygmäen. Wer darüber berichtet, wird in Frankreich vor Gericht gestellt, denn der Konzern gehört zur Firmengruppe des französischen Großindustriellen Bolloré, der (wie die Organisation Rettet den Regenwald berichtet) enge Kontakte bis in den Elysee-Palast unterhält.
Für diesen Landraub gibt es natürlich auch schon einen Fachbegriff: landgrabbing. Das Netzwerk International Landcoalition hat einmal den Landraub genauer untersucht und herausgefunden, daß zwischen 2000 und 2010 insgesamt 200 Millionen Hektar Land geraubt wurden. Von den näher untersuchten 71.000 Hektar wurde mehr als die Hälfte für die Erzeugung von „Biosprit“ genutzt.
Mit Palmöldiesel lassen sich in Europa hohe Gewinne erwirtschaften. Denn die Europäische Union schreibt vor, dass dem fossilen Dieselkraftstoff sogenannter Biodiesel beigemischt wird. Damit soll das Klima geschont werden. Wissenschaftler aus aller Welt warnen hingegen vor Agrosprit. Deren Anbau und Produktion sind mit enormen Umweltschäden verbunden. Viele Agrarkraftstoffe schädigen das Klima um ein Vielfaches mehr, als herkömmlicher Sprit. Und weil Ackerflächen und Nahrungsmittel für die Produktion von Agrosprit in Beschlag genommen werden, fordern die UNO und weitere internationale Organisationen die Industrieländer auf, deren Agrospritpolitik zu beenden. Sonst würden weiter steigende Nahrungsmittelpreise, Hungersnöte und Aufstände drohen.
Meine Leser kennen das ja schon – ich frage da immer auch nach der Verantwortung der grünen Bewegung, ohne die es nie zu diesem Landraub im internationalen Maßstab gekommen wäre. Bis heute halten die Grünen an ihrer perversen Neigung zum „Biosprit“ fest, sie haben im nationalen und im internationalen Maßstab mit großer Energie auf die Gesetzgebung eingewirkt, um das herkömmliche Benzin zumindest teilweise mit „Biosprit“ anzureichern. Aber sie stehen nicht zu ihrer Verantwortung, obwohl inzwischen viele internationale Organisationen zum sofortigen Abbau der Subventionen für den „Biosprit“ aufgerufen haben.
Wissen die Grünen nicht, wie man ins Internet geht? Eine Minute mit einer beliebigen Suchmaschine würde reichen, um ihnen klarzumachen, was sie in Afrika, Indonesien, Malaysia und in vielen südamerikanischen Ländern mit ihrer Politik angerichtet haben.
Sie stammeln, falls sie überhaupt etwas sagen, nur von „Zertifizierung“ – aber über diese Zertifizierungen lacht die ganze Welt. Sie sind billig zu haben, und genau so billig ist diese ganze Pseudo-Ökologie, die zu einer platten, unkritischen Ideologie verkommen ist. „Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem“ – so heißt ein römisches Sprichwort. Was immer du tust, tu es klug, und bedenke die Folgen! Die grüne Ideologie denkt nicht mehr an die Folgen, sie betreibt dümmliche Sprechblasen- und Symbolpolitik (Glühbirnen! CO2-Bilanz!) und ist sich ansonsten selbst genug.
Eine solche Partei ist für Menschen, denen es wirklich um die Natur geht, nicht mehr wählbar.