Ein Brief an den Genossen Putin, den mutigen Kämpfer gegen die „Straßendemokratie“

Der designierte russische Präsident Putin hat herausgefunden, wie es zu den Protesten gegen seine Partei gekommen ist: es war – Hillary Clinton! Sie hat das Signal gegeben an „bestimmte Aktivisten“, damit Rußland „ein bißchen durchgeschüttelt“ wird. Die „angeblich russischen Organisationen“ würden vom Ausland finanziert, sagte Putin, und er werde „Maßnahmen zur Sicherung der Souveränität des Landes“ treffen. Die Aktivisten, die sich „in den Dienst eines ausländischen Staates“ stellten, würden künftig streng bestraft werden. Die Gesetze gegen diese „Straßendemokratie“, so Putin, müßten verschärft werden.

Als ich das las, konnte ich nicht anders, ich mußte Putin einen Brief schreiben.

Lieber Wladimir Wladimirowitsch,

ich beglückwünsche Dich von ganzem Herzen zu Deinem Wahlsieg! Du hast ja offenbar ganz wunderbare und fleißige Wahlhelfer, die Dich nicht nur vor der Wahl, sondern auch am Wahltag nach Kräften unterstützt haben. Wenn schon das Volk so undankbar ist, dann ist es tröstlich, daß man sich auf solche Freunde und Helfer in der Not verlassen kann, nicht wahr?

Jetzt habe ich nur eine kleine Frage: die Sache mit der Hillary – glaubst Du die wirklich selbst? Man hat Dir ja schon manche Namen gegeben, und viele davon waren nicht schmeichelhaft. Aber daß Du dumm bist, hat noch keiner behauptet.

Ich stelle mir, lieber Wladimir Wladimirowitsch, folgendes vor. Du hast Dir gedacht, die Sowjetunion gibt es nicht mehr, aber lernen kann man von ihr immer noch ein Menge. Schließlich warst Du ja selbst viele Jahre KGB-Offizier und hast von der Pike auf gelernt, wie man mit Dissidenten umgeht. Und da hat es doch immer zwei Möglichkeiten gegeben: entweder sie waren geistesgestört, dann hat man sie in den entsprechenden Anstalten verschwinden lassen – oder sie wurden vom feindlichen Ausland bezahlt.

Das mit dem feindlichen Ausland ist überhaupt eine feine Sache. Wenn sich das Volk erhebt, ist es immer vom Ausland bezahlt worden. Das sagt ja auch Dein Amtsbruder Assad, und Gaddafi hat es zu seinen Lebzeiten gesagt, wenn auch ohne großen Erfolg. Die chinesische Partei hat es dabei zu wahrer Meisterschaft gebracht, denn daß hinter der Dalai-Lama-Clique das feindliche Ausland steckt, das ist klar.

Wie könnten auch die Völker, die Ihr alle so fürsorglich und selbstlos regiert, etwas gegen Euch haben? Das ist ganz und gar undenkbar. Die Völker lieben doch ihre Herrscher, und das russische Volk liebt Dich, Wladimir Wladirowitsch. Nein, diese Straßendemokraten werden von den USA aufgehetzt und mit schmutzigen Dollars bezahlt, das steht fest. Und so kommt es, daß Rußland im Moment ein bißchen durchgeschüttelt wird. Aber Du schaffst das schon!

Das wünscht Dir
Dein Lupulus
(aus dem feindlichen Ausland).

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