Die Giordano-Bruno-Stiftung ist, wenn man ihrer Selbstdarstellung folgt, eine „Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung“. Wenn man freilich liest, wie schlicht und holzschnittartig ihr Sprecher, Michael Schmidt-Salomon, argumentiert, denkt man eher an Aufkläricht als an Aufklärung. Aber nein – selbst das, was man in den großen geistigen Debatten des 18. Jahrhunderts herabsetzend als Aufkläricht bezeichnet hat, ist nicht einmal halb so seicht wie die Äußerungen dieser Gesellschaft, die sich nun wirklich völlig zu Unrecht mit dem Namen von Giordano Bruno schmückt.
Er kann sich nicht mehr wehren.
Der pensionierte Professor für Rechts- und Sozialphilosophie der Universität Mainz, Norbert Hoerster, hat die Stiftung und ihren Beirat jetzt verlassen. In einem Artikel in der Samstagausgabe der F.A.Z. – er ist online leider nur kostenpflichtig herunterzuladen – begründet er seinen Schritt. Ich will nur ein paar der Zitate anführen, die ihn dazu bewogen haben.
Papst Benedikt, so der große Aufklärer und Humanist Schmidt-Salomon, gehöre „vor ein Internationales Gericht“. Er habe einen „verheerenden Einfluß auf die Weltpolitik“. Überhaupt sei der ganze Vatikan ein „Schurkenstaat“.
Und was ist der Papst noch?
Ein Mann, der Abermillionen von Menschen weltweit zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit Todesfolge anstiftet.
Immerhin hat Schmidt-Salomon herausgefunden, wodurch sich der Mensch von den Tieren (auch von den übrigen Primaten) unterscheidet:
Der Mensch ist der Affe, der am allerbesten nachäffen kann.
Und dieses Nachäffen, so Schmidt-Salomon, ist die
Grundvoraussetzung aller menschlichen Kulturleistungen.
Hätten Sie’s gewußt? Sagen wir es doch so: nicht nur Affen, auch Menschen stoßen hin und wieder sichtbar an die Grenzen ihres Verstandes. Und das ist für den Leser immer ein sehr, sehr trauriges Spektakel.
Was ich aber nicht verstehe: wie denkende, vernünftige Menschen (etwa der Schopenhauer-Herausgeber Ludger Lütkehaus) einem Verein weiter angehören können, der nicht etwa klug für den Atheismus, sondern voller Haß (und deshalb ohne Sinn und Verstand) gegen die Religionen argumentiert -wenn man denn Aussagen wie die oben zitierten noch unter dem Begriff „Argument“ subsumieren will.
Allein die geschmacklosen „Aktionen“ während des Papstbesuchs – früher hätte man von Happenings gesprochen – müßten eigentlich jeden vernünftigen Menschen zum Verlassen dieser Stiftung bewegen. Da soll eine prügelnde Nonne als Puppe die Kirche darstellen, da werden „religionsfreie Zonen“ eingerichtet, und Christi Himmelfahrt wird (ach, was sind wir wieder provokativ!) durch einen „Evolutionstag“ ersetzt.
Die Evolutionstheorie ist überhaupt so etwas wie die Bibel dieser merkwürdigen Sekte. Daß die Theorie ihren eigenen Feiertag bekommen soll, ist nicht gerade wahrscheinlich, aber, so kann man es auf der Internetseite der Stiftung lesen:
Diese „ketzerische Initiative“ sorgte dafür, dass über die Evolutionstheorie endlich auch außerhalb der akademischen Elfenbeintürme diskutiert wurde.
Na, da sind wir aber froh, daß die Giordano-Bruno-Stiftung diese aufregende neue Theorie endlich unters Volk gebracht hat! Vielleicht hätten wir sonst bis auf den heutigen Tag nichts von ihrer Existenz erfahren …