Morgen spielt in der 2. Bundesliga Eintracht Frankfurt gegen Alemannia Aachen. Anstoß wird um 13.30 Uhr sein.
Aber morgen ist Totensonntag – und am Totensonntag sind in Hessen alle „öffentlichen sportlichen Veranstaltungen gewerblicher Art“ verboten.
Das allein wäre noch kein Grund, einen Artikel zu schreiben. Verstöße gegen das Feiertagsgesetz sind ja leider nicht selten. Außerdem hat sich die Eintracht entschuldigt, und sie wird auch das fällige Bußgeld zahlen.
Erwähnenswert ist aber, was ihr Sprecher zur Begründung des Malheurs anführt:
Die Deutsche Fußball Liga und wir haben das schlichtweg übersehen. Uns tut das leid, und wir wollen uns auch nicht mit der Kirche oder so anlegen.
Mit der „Kirche oder so“ – eine interessante Formulierung. Aber daß sie allesamt den Totensonntag „schlichtweg übersehen“ haben, halte ich sogar für glaubhaft. Von Ostern und Weihnachten einmal abgesehen, nimmt man die christlichen Feiertage, die einmal Fix- und Höhepunkte des Jahres waren, kaum noch wahr. Wer es nicht weiß, daß morgen Totensonntag ist, wird zum Beispiel beim Fernsehen kaum etwas davon spüren.
Im ARD-Programm etwa findet man morgen nicht eine einzige Sendung (!) dazu – es sei denn, man liest den Titel des Tatorts, „Der Tote im Nachtzug“, als kryptische Anspielung. Das ZDF überträgt, wie jeden Sonntag, einen Gottesdienst, darüber hinaus gibt es – nichts. Auf Arte: nichts. Auf 3sat: nichts. In den Dritten Programmen: nichts. Auf RTL, SAT1 und allen übrigen Privatsendern: nichts.
Mit einem Wort: medial gibt es den Totensonntag gar nicht mehr, nicht in den großen Publikumssendern, und auch nicht in den kleinen (und leider schon lange nicht mehr feinen!) Kultur- und Spartensendern, die genug Sendeplatz dafür hätten.
Da kommen vermutlich gleich die üblichen Rechtfertigungen: wir müssen auf die veränderten Sehgewohnheiten des Publikums Rücksicht nehmen, die Gesellschaft ist eben säkular geworden usw. Ja, das ist sie – aber warum? Auch weil die Kirchen gar nicht mehr den Versuch machen, ihren Glauben so zu verkünden, daß er auch wahrgenommen wird, weil sie, allen voran die Protestanten, innerlich selbst säkular (und fast beliebig!) geworden sind. Gerade in diesen Tagen erinnert man sich daran, wie die evangelische Kirche vor Jahren den Buß- und Bettag für ein Linsengericht verkauft hat. Das Verlangen nach Spiritualität wird immer größer, aber die Kirchen schauen seelenruhig zu, wie die Menschen diese Spiritualität im Buddhismus und in esoterischen Zirkeln suchen.
Da darf man sich nicht wundern, daß im Bayerischen Fernsehen der Totensonntag mit dem Italowestern Töte, Amigo! gekrönt wird.