Wenn Sie auf die Internetseiten des italienischen Modehauses Gucci gehen, stoßen Sie unter anderem auf die Mittlere Boston-Tasche „Soho“. Sie kostet 2.500 Euro und besteht laut Beschreibung aus
traubenfarbenem Pythonleder in verschiedenen Nuancen mit naturbrauner Lederpaspel.
Die Abendtasche „Sienna“ aus sandfarbenem Pythonleder bekommen Sie schon für 960 Euro.
Bei Cartier gibt es einen Gürtel aus Pythonleder für 480 Euro, einen anderen aus schwarzem Krokoleder für 1.000 Euro. Der Gürtel aus Nil-Krokoleder kostet allerdings 1.400 Euro. Für eine Tasche aus Straußenleder müßten Sie 11.500 Euro ausgeben, das kleine Modell aus schwarzem Alligatorleder kostet Sie 13.100 Euro.
Die Firma Martin Mohrmann bietet sogar einen „schmalen, feinen Gürtel aus Waranleder“ für nur 235 Euro an.
So, jetzt wollen wir einmal innehalten. Ich habe nämlich nicht die Absicht, Ihnen die Luxus-Accessoires der großen Modehäuser schmackhaft zu machen.
Im Gegenteil.
Diese Taschen und Gürtel sind nämlich schon das Ende der Geschichte. Ich will Ihnen einmal erzählen, wie die Geschichte anfängt. Sie fängt, wie viele grausame Geschichten, in Indonesien an – in einer großen Lagerhalle, in der sich im Lauf der Tage immer mehr zugebundene Säcke ansammeln. Es ist Leben in den blauen Säcken, sie sind voll von gefesselten, oft verletzten Bindenwaranen. Wenn genug Säcke beisammen sind, wird die Halle zum Schlachthaus.
Man gibt den Echsen einen Hieb auf den Kopf, dann zieht man ihnen bei lebendigem Leib die Haut ab. Den Pythons ergeht es nicht besser. Dieses dampfende Schlachthaus ist der Ursprung der modischen Accessoires, die man trägt, wenn man viel, sehr viel Geld hat.
Damit Sie einmal die Dimension dieses Geschäfts sehen (hier nachzulesen):
Allein im Jahr 2010 exportierte Indonesien 157.500 Netzpython- und 413.100 Waranhäute. In Europa verarbeiten Luxus-Mode-Marken wie Gucci, Hermès, Cartier und Bally die Häute zu Uhrenarmbändern, Schuhen und Taschen.
Und so sieht er aus, der Bindenwaran, noch ungehäutet, fotografiert von Olexandr Topchylo für die Wikipedia:
Wären Sie imstande, diesen Prachtkerl bei lebendigem Leibe zu häuten, damit unsere Luxusfrauen ein modisches Accessoire bekommen? Sie können bei einigen der betroffenen Modehäuser protestieren – ein entsprechendes Formular finden Sie auf der Seite der Organisation Rettet den Regenwald e.V.