China hat Menschen im Überfluß, und es macht davon rücksichtslos Gebrauch – im eigenen Haus und in der globalen Ausdehnung seiner Macht.
Die Strategie ist aus Tibet bekannt. Man siedelt dort immer mehr Han-Chinesen an, bis endlich die Tibeter selbst zur Minderheit im eigenen Land werden. Gleichzeitig baut man ein paar Schulen und Krankenhäuser, eine Eisenbahnstrecke, eine Straße, und schon steht man als Wohltäter da, der nur das Beste will. Im Fall Tibet ist diese Strategie bekannt, sie ist leicht zu durchschauen. Die Welt betrachtet die Unterdrückung der tibetischen Kultur, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit des Dalai Lama, zurecht als ein besonders schändliches Kapitel chinesischer Machtpolitik.
Dabei hat man aus dem Auge verloren, daß China längst überall in der Dritten Welt auf die gleiche Art vorgeht. Ein typisches Beispiel war gestern abend in Claus Klebers Film „Militärs an der Klimafront“ zu sehen. Wer denkt schon, wenn er von Tonga und der Südsee hört, an China? Aber auch dort haben sie schon einen Fuß in der Tür, denn in der Südsee locken Rohstoffe. Also schicken sie fleißige Arbeitsbrigaden nach Tonga, die dort ein paar Regierungsgebäude reparieren, eine Straße ausbessern – und schon werden sie zu heimlichen Kolonialherren. Wenn die Regierung Entscheidungen trifft, sitzen Chinesen mit am Tisch, auch der Kleinhandel ist längst fest in chinesischer Hand. In der Südsee, wohlgemerkt!
In den Interviews, die Kleber mit den einheimischen Politikern geführt hat, spürt man schon eine nervöse Zurückhaltung, wenn nicht gar Angst, offen über diese Invasion zu sprechen.
Sie tun so viel Gutes – da muß man doch dankbar sein!
Aber man könnte ein altes Wort abwandeln: Timeo Sinenses, et dona ferentes – ich fürchte die Chinesen, selbst wenn – oder besser: erst recht, wenn sie Geschenke bringen!
Während in unseren Internetforen immer noch stumpfsinnig auf den amerikanischen Imperialismus und „die Amis“ geschimpft wird, nimmt sich China ein Land nach dem anderen vor, bringt Geschenke – und wartet nur auf den Moment, an dem es dafür die Rechnung präsentieren kann.
China ist schon jetzt die große Kolonialmacht des 21. Jahrhunderts. Man sollte diesem aggressiven Staat, der seine Macht mit großer Konsequenz auf alle Kontinente ausdehnt, endlich auf die Finger sehen. Die betroffenen Länder in der Dritten Welt, dafür steht das Beispiel Tonga, durchschauen die chinesische Politik nicht – und wenn sie endlich merken, was China wirklich will, ist es schon zu spät.