Ein UN-Report gegen die „Energiepflanzen“ und den „Biosprit“

Die sog. „Energiepflanzen“, die in immer größeren Mengen in den Motoren der westlichen Welt (und in den Schwellenländern wie China, Brasilien und Indien) verheizt werden, sind fast allesamt – das kann man gar nicht oft genug betonen – Nahrungsmittel. Raps zum Beispiel liefert eines der besten und gesündesten Öle, aber sein Anbau wird subventioniert, damit es verbrannt wird, statt der menschlichen Ernährung zu dienen. Mit Weizen und Mais ist es genauso – wer hätte noch vor zehn oder zwanzig Jahren für möglich gehalten, daß man so wertvolle Nahrungsmittel in immer größeren Mengen in Motoren verbrennt?

Meine Eltern – aber das nur ganz nebenbei – waren hoffnungslos altmodische Menschen, sie haben, wenn sie gesehen  haben, daß jemand ein Stück Brot wegwirft, immer gesagt: „Dös is a Sünd.“ Sie haben eben den Krieg und die Armut der Nachkriegszeit noch am eigenen Leib erlebt. Daß heute Hunderte Tonnen von Lebensmitteln auf den Müll kommen, weil ein abstraktes Datum überschritten ist, hätten sie wahrscheinlich nicht fassen können, und erst recht nicht das Verbrennen von Nahrungsmitteln in Motoren – mit dem Segen der Grünen und fast aller großen Naturschutzverbände. Das ist wirklich, mit Verlaub, eine Sünde.

Ich habe an dieser Stelle schon oft über die katastrophalen Folgen des Anbaus von „Energiepflanzen“ für die Natur gesprochen. Dieser Anbau hat aber auch wirtschaftliche Konsequenzen, vor allem für die ärmeren Nationen. Da die Anbauflächen für Nahrungsmittel immer kleiner werden (mit der biofuel production kann man höhere Gewinne erzielen!), steigen die Preise für Nahrungsmittel überall auf der Welt. Wir hier im reichen Europa können das ertragen, ohne daß wir hungern müssen – die Menschen in der Dritten Welt nicht.

Jetzt haben zehn Unterorganisationen der UNO – darunter FAO, OECD, UNCTAD, die Weltbank und die Welthandelsorganisation – in einem Bericht an die G 20-Staaten über die Preisschwankungen von Grundnahrungsmitteln die Länder zum Handeln aufgefordert. Die Empfehlung: angesichts der weltweiten Preiserhöhungen für Nahrungsmittel sollte der Biosprit nicht mehr subventioniert werden. Im Original (hier nachzulesen) heißt es:

G20 governments remove provisions of current national policies that subsidize (or mandate) biofuels production or consumption.

Auf deutsch, so wie es der Verein Rettet den Regenwald übersetzt: die Staaten sollten „in ihren nationalen Richtlinien die Bestimmungen streichen, die die Produktion und den Verbrauch von Biosprit subventionieren oder vorschreiben“.

Eindeutiger kann eine Empfehlung wohl nicht sein. Und dabei geht es – wohlgemerkt! – nur um den Aspekt der Lebensmittelpreise (price volatility in food and agricultural markets). Die langfristig noch viel schlimmere Vernichtung von Regenwäldern und Ackerland für den Biosprit ist dabei noch nicht berücksichtigt.

Ich finde es beschämend, ja skandalös, daß die Grünen und die meisten großen Naturschutzverbände immer noch das Verheizen von Nahrungsmitteln als natürlich, ökologisch und bio verkaufen. Sie werden sich einmal dafür verantworten müssen – auch und gerade in der Dritten Welt, die sie so gern im Munde führen.

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