Überall im Internet wird man dazu animiert, in sog. Waldfonds zu investieren. Das wird z.B. hier so begründet:
Diese stabile Sachwertanlage hat den Vorteil, dass sie wächst und wächst, unabhängig von Krisen. Holz ist ein sehr vielseitiger Rohstoff und erlebt eine ständig wachsende Nachfrage, die den ständig schrumpfenden Waldflächen gegenübersteht. Dieses Ungleichgewicht führt zu steigenden Preisen.
Einmal ganz davon abgesehen, daß hier der Wald auf die Rendite reduziert wird, die er abwirft, und die Abholzung von Wäldern, weil sie das Angebot verknappt, als geradezu willkommen erscheinen muß, kann in Mitteleuropa keine Rede davon sein, daß die Sachwertanlage „wächst und wächst“, denn der Holzpreis ist bei uns seit Jahrzehnten großen Schwankungen unterworfen.
Deshalb kauft „so gut wie jeder Waldfond Waldstücke im Ausland“. Besonders beliebt ist innerhalb Europas offenbar Rumänien, „weil es hier noch große unerschlossene Waldgebiete gibt“. Die meisten Wälder der Waldfonds dürften aber auf anderen Kontinenten liegen. Natürlich ist man da mit der „Nachhaltigkeit“ mal wieder schnell bei der Hand, und auch zertifiziert wird nach Herzenslust.
Am bekanntesten ist das sog. FSC-Siegel des Forest Stewardship Council. Da gibt es freilich zum Teil heftige Kritik von Umweltverbänden, weil offenbar auch Holz aus Plantagen dieses Siegel bekommt. Eine Plantage hat aber mit einem naturnahen Wald rein gar nichts zu tun. Plantagen werden in der Regel bewässert, mit Pestiziden besprüht, sie können – wie ein todkranker Mensch auf der Intensivstation – nur durch eine ständige intensive Pflege überleben. Ein natürlicher oder naturnaher Wald dagegen, wenn er wie etwa in Mitteleuropa behutsam bewirtschaftet wird, lebt in einem ökologischen Gleichgewicht.
Wenn man sieht, wie auf der deutschen FSC-Seite bei diesem Thema um den heißen Brei herumgeredet wird, wird man eher noch skeptischer. „Im Rahmen des internationalen Prozesses“, so heißt es da, habe der FSC Deutschland Bedenken „bezüglich der echten langfristigen Plantagenbewirtschaftung“ angemeldet. Und weiter:
Die Kommentare des FSC Deutschland wurden in den weltweiten Prozess eingebracht und teilweise aufgenommen.
„Teilweise aufgenommen“ – weniger geht eigentlich nicht. Wer so nebulös formuliert, will vermutlich etwas verschweigen. Ich schließe aus dem Text jedenfalls, daß gerade in den außereuropäischen Ländern immer noch Plantagen, also großflächige Monokulturen, als Wald zertifiziert werden und das FSC-Siegel erhalten.
In Südafrika ist man sogar noch weiter gegangen: da werden in einer vom FSC zertifizierten Plantage mit offizieller FSC-Billigung Hunderte von Pavianen abgeschossen, weil sie angeblich die Baumrinde beschädigen (hier nachzulesen). Die Stellungnahme des FSC:
FSC erwartet nicht von allen zertifizierten Unternehmen, für alle Maßnahmen Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen.
Was ist so ein Siegel dann noch wert? Ohne ständige unabhängige Kontrollen kann man doch nicht blauäugig davon ausgehen, daß in Ländern, in denen vielfach auch Korruption herrscht, alles seinen ordentlichen Gang geht.
Ein anderes Beispiel: riesige Eukalyptusplantagen in Portugal und Brasilien haben das FSC-Siegel bekommen, obwohl Eukalyptusbäume den Boden degenerieren und alle einheimischen Pflanzen verdrängen. Das kann man in Portugal beobachten, wo immer mehr einheimische Kiefern und Eichen den neuen Plantagen zum Opfer fallen. Die Firma wabeko („Wir bringen Farbe in Ihr Büro“) schreibt über das von ihr angebotene Papier, es werde
mit 12 Millionen eigenst gepflanzten Eukalyptusbäumen auf der ganzen Welt produziert. Die Eukalyptus-Plantagen befinden sich zum größten Teil in Portugal. Eukalyptusbäume haben den Vorteil, dass sie bereits nach 12 Jahren komplett ausgewachsen sind.
Über die ökologischen Schäden, die solche Plantagen anrichten, verliert das Unternehmen kein Wort.
In Spanien ist es nicht anders (hier nachzulesen):
Die Monokulturen und der Handel mit dem Eukalyptus-Holz haben eine Verarmung und das Verlassen von ländlichen Gemeinden und vom Waldland zur Folge gehabt. Andere Auswirkungen sind eine hohe Brandgefahr, die intensive Bodenerosion, der Verlust der Artenvielfalt, die Zerstörung der Ressourcen, die Verschmutzung von Bächen und Grundwasser durch die Verwendung grosser Mengen von Pestiziden und der Verlust der Landschaften.
Mit Ökologie hat dieses Siegel offenbar fast nichts, mit Marketing für die Holzwirtschaft aber sehr viel zu tun. Auch Tropenholz wird bei uns wieder importiert, weil das Siegel beim Verbraucher den Eindruck erweckt, jetzt könne er mit gutem Gewissen auch dieses Holz wieder kaufen, weil es aus ökologischer und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Auf der Seite von eurobinia faßt man die kritischen Punkte so zusammen:
Auf FSC-zertifizierten Flächen ist meistens kein Unterschied zu „konventionellem“ Waldbau zu erkennen. Aufgrund unzureichender Kontrollmechanismen ist es außerdem möglich,
Zertifikate zu fälschen, umzudeklarieren und zurückgezogene
Zertifikate ohne Restriktionen weiter zu verwenden. So gelangen regelmäßig Raubbauholz aus Brasilien, umdeklariertes
Nadelholz aus Kanada und Sibirien oder Blutholz (Teak) aus
Birma mit FSC-Siegel auf den Markt. Nur in Ausnahmen und nur unter massivem Druck von Nichtregierungsorganisationen wurden Zertifikate bisher widerrufen.
Aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes kann man also von Waldfonds, selbst wenn es sich um solchermaßen „zertifizierte“ Wälder handelt, nur abraten. Überhaupt hat es für mich etwas – sagen wir: Ungehöriges, Unangemessenes, Wald zum Renditeobjekt zu machen. Selbst dort, wo es sich nicht um Plantagen handelt, kann es dazu kommen, daß um des schnellen Profits willen z.B. nicht ökologisch passende, standortgemäße, sondern schnellwachsende Bäume gepflanzt werden.
Wald gehört grundsätzlich nicht in die Hände von Investoren, um den Wald sollen sich erfahrene Forstverwaltungen kümmern, wie es bei uns seit Jahrhunderten üblich ist.
Also: wenn Sie die Natur und den Wald lieben – Hände weg von diesen Waldfonds!