Der Kreisverband Offenbach der Piratenpartei hat alle Bürger im Kreis Offenbach aufgefordert, der Partei die im Kreis installierten Überwachungskameras zu melden. Dazu hat er eigens ein Internet-Portal eingerichtet. Denn, so die Piratenpartei: mit jeder aufgestellten Kamera würden die Freiheitsrechte der Bürger weiter eingeschränkt. Die Partei sei „strikt gegen jede Form der Videoüberwachung“, weil sie die „informationelle Selbstbestimmung“ der Bürger einschränke.
Liebe Piraten im Kreis Offenbach und anderswo! Ich weiß nicht, ob Ihr es schon gemerkt habt – Eure Wahlerfolge beruhen (ganz anders als einst bei den Grünen) fast ausschließlich auf der Verzweiflung der Bürger an den bestehenden Parteien, die heutigen Grünen eingeschlossen. Kaum jemand hat Euch gewählt, weil Ihr die informelle Selbstbestimmung hochhaltet oder sonst irgendetwas. Das schon einmal vorweg.
Die Überwachungskameras können Kriminalität nicht verhindern, aber sie haben allein in den letzten zwei, drei Jahren in vielen Fällen geholfen, Gewalttäter in kürzester Zeit zu verhaften und damit an weiteren Taten zu hindern. Sie sind also ein nützliches Instrument bei der Verfolgung von Straftaten. Es gibt nämlich – jetzt verrate ich Euch ein Geheimnis, liebe Piraten! – es gibt tatsächlich ein Leben jenseits des Computers. Es gibt – Ihr werdet es vielleicht nicht glauben! – den natürlichen Hang des Menschen, am Leben zu bleiben, nachts ohne Angst einen Bahnhof zu betreten, es gibt den Wunsch, nicht verprügelt oder totgetreten zu werden.
Wenn Ihr die „informationelle Selbstbestimmung“ noch über das Recht auf körperliche Unversehrtheit stellt, dann ist irgendetwas faul bei Euch.
Dann wird Euer Wahlerfolg, sobald die Bürger sich ein bißchen näher (und auch inhaltlich!) mit Euch beschäftigen, zerplatzen wie eine Seifenblase. Mir ist mein Leben jedenfalls wichtiger als meine informationelle Selbstbestimmung, und ich freue mich über jede Kamera, die Diebe, Räuber und Gewalttäter überführt.