So sieht das offenbar der türkische Ministerpräsident Erdogan. Schon seit Jahren beansprucht er die Oberhoheit über alles, was türkisch war, ist oder sein wird. Auch sein jüngster Coup, von dem die heutige Ausgabe der F.A.Z. berichtet, bekräftigt diesen Anspruch.
Auslandstürken, die z.B. deutsche Staatsbürger geworden sind und dafür die türkische Staatsangehörigkeit aufgeben mußten, sollen rechtlich mit türkischen Bürgern gleichgestellt werden. Die sog. blaue Karte wird deshalb aufgewertet, um – so der stellvertretende Ministerpräsident Bozdag – den früheren türkischen Bürgern die enge Anbindung „an ihr „Heimatland“ zu erleichtern. So wird die in Deutschland aus guten Gründen verbotene doppelte Staatsangehörigkeit durch die Hintertür wieder eingeführt.
Die F.A.Z. fügt erläuternd hinzu:
Das Heimatland eines Türken ist nach parteiübergreifend vorherrschender Interpretation in Ankara immer die Türkei.
Das ist, gelinde gesagt, eine seltsame Auslegung des internationalen Rechts. Es wird schließlich niemand gezwungen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen – aber wenn er es tut, dann ist er ein Deutscher. So einfach ist das.
Deutschland ist ein Einwanderungsland, so hört man es vor allem aus der grünen und der linken Ecke. Aber wenn das wirklich so ist, dann haben die Eingewanderten ein neues Heimatland gefunden. Natürlich sind sie, wie alle Auswanderer, noch in vielfacher Weise mit ihrer alten Heimat verbunden – aber sie haben sich freiwillig für eine neue entschieden. Dann müssen sie auch ihren Kindern und Enkeln den Weg bahnen, hier wirklich Wurzeln zu schlagen. Kinder müssen wissen, wo sie hingehören.
In allen echten Einwanderungsländern wie Australien oder Kanada ist das kein Problem, da ist meist schon die zweite Generation vollständig integriert. Warum sollte das bei uns nicht möglich sein?
Wenn freilich jemand von außen den hier eingebürgerten Türken immer wieder einredet: „Ihr seid Türken, und ihr bleibt Türken!“ – dann haben wir ein Problem.
Niemand kann auf Dauer mit einer gespaltenen Identität leben, ohne Schaden zu nehmen.