Griechenland – zurück in die Steinzeit?

Griechenland liegt am Boden. Es ist an seiner Misere nicht ganz unschuldig – aber wie man jetzt mit diesem schönen und stolzen Land umspringt, das läßt sich nur noch in psychiatrischen oder theologischen Begriffen beschreiben. Alle Sünden der Welt lasten auf diesem kleinen, armen Land – es ist so etwas wie ein Opferlamm, das man schlachtet, weil die großen Verbrecher unangreifbar sind.

Auch Deutschland war nach dem Ende der Naziherrschaft ausgeblutet und fast vollständig vernichtet. Damals wurden bei den Siegermächten viele Pläne diskutiert – einer davon war der Morgenthau-Plan, der eine Zerstückelung des Landes und seine Rückführung in einen Agrarstaat vorsah. Es war ein Glück – nicht nur für die Deutschen! -, daß damals die Klügeren sich durchgesetzt haben: Deutschland wurde entnazifiziert, aber gleichzeitig gab man ihm jede erdenkliche Hilfe, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Nur so war es möglich, daß Deutschland wieder ein geachtetes Mitglied der Staatengemeinschaft wurde.

Was die Griechen an Schuld auf sich geladen haben, ist – verglichen mit den deutschen Verbrechen – eine quantité négligeable. Aber die politischen Folgerungen der europäischen Staaten, allen voran der Regierung Merkel, sind einfach nur dumm: man bekommt doch sein Geld nicht wieder, indem man ein Land in die Knie zwingt und ihm jede Aussicht auf Besserung nimmt. Die Flucht der besser ausgebildeten Griechen ins Ausland ist in vollem Gange – wer für sich keine Hoffnung mehr in seiner Heimat sieht, flieht ins Exil, das ist verständlich. Wenn jetzt die Besten gehen – wie soll man da wieder Boden unter den Füßen bekommen?

Was Griechenland von Merkel & Co. verordnet wird, ist nichts anderes als eine Art Morgenthau-Plan. Aber gerade umgekehrt müßte man vorgehen! Das Land hat so viel Potential, gerade im Tourismus, aber jetzt knebelt und entwürdigt man es, man nimmt ihm seinen Stolz, und man verordnet ihm eine Roßkur, die kein Land der Welt lebend überstehen kann. Griechenland, ich habe es schon mehrfach gesagt, ist der Sündenbock geworden, auf den man einschlägt – damit man die eigentlichen Täter, die Finanzjongleure, schonen kann.

Nicht Griechenland sollte man zerschlagen, sondern ein internationales Finanzsystem, das jede Hemmung, jede Moral, jedes Schamgefühl verloren hat.

In den Vereinigten Staaten scheint nun endlich von unten eine Bewegung gegen diese „Kriminellen in Nadelstreifen“ in Gang zu kommen: mit der Forderung Occupy Wall Street. Die Besetzung der Brooklyn Bridge am Samstag war sicher erst der Anfang.

Auch wir in Europa sollten unsere Regierungen von ihrer Sündenbockpolitik abbringen. Denn die Griechen werden nur die ersten Opfer sein – die nächsten Kandidaten stehen schon fest.

Und irgendwann sind auch wir an der Reihe, wenn wir dem Treiben der Zocker in der Finanzwelt kein Ende bereiten. Die reiben sich nämlich nur die Hände, wenn bei uns die Starken über die Schwachen herfallen.

Dieser Beitrag wurde unter Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert