Ein Gedanke von Blaise Pascal

Der Mensch neigt dazu, sich für originell zu halten – aber fast alles, was wir denken, sagen, schreiben, haben andere schon vor uns gedacht, gesagt, geschrieben (und meistens sogar besser).

Gestern hat die F.A.Z. in ihrer Beilage Bilder und Zeiten einen langen und klugen Artikel über Blaise Pascal und seine Pensées gebracht. Er stammt aus der Feder des Tübinger Philosophieprofessors Otfried Höffe und regt, wie alle guten Beiträge, dazu an, das Original in die Hand zu nehmen. Hier ist also aus den Pensées ein kleines Beispiel (nach der Übersetzung von Karl Adolf Blech von 1840):

Sehe ich die Blindheit und das Elend des Menschen und jene erstaunlichen Widersprüche, die sich in seiner Natur zeigen, sehe ich das ganze All stumm und den Menschen ohne Licht, sich selbst überlassen und wie verirrt in diesen Winkel des Universums, ohne zu wissen, wer ihn dahin gesetzt hat, was er da zu thun gekommen ist, was er werden wird, wenn er stirbt, so gerathe ich in Schrecken wie ein Mensch, den man schlafend auf eine wüste und schreckliche Insel gebracht hätte und der nun aufwachte ohne zu wissen, wo er ist und ohne irgend ein Mittel zu haben um fort zu kommen.

Und da bewundere ich es, wie man nicht in Verzweiflung geräth über einen so elenden Zustand. Ich sehe andre Leute neben mir von derselben Natur, ich frage sie, ob sie besser unterrichtet sind als ich und sie sagen mir nein. Ja und diese elenden Verirrten haben umhergeschaut und einige Gegenstände gesehen, die ihnen gefallen und da haben sie sich ihnen ergeben und sich an sie gehängt.

Ich für mein Theil habe nicht vermocht mich dabei aufzuhalten noch mich der Ruhe zu ergeben in der Gesellschaft dieser Menschen, die mir gleich sind, erbärmlich wie ich, ohnmächtig wie ich. Ich sehe, daß sie mir nicht helfen, wenn ich sterbe; ich werde allein sterben, ich muß daher thun, als wäre ich allein.

Wohlan, wenn ich allein wäre, so würde ich nicht Häuser bauen, würde mich nicht mit den unruhvollen Geschäften belästigen, würde die Achtung von niemand suchen, aber ich würde einzig streben die Wahrheit zu entdecken.

Falls jemand das französische Original lesen möchte – voilà:

En voyant l’aveuglement et la misère de l’homme, et ces contrariétés étonnantes qui se découvrent dans sa nature, et regardant tout l’univers muet et l’homme sans lumière, abandonné à lui-même, et comme égaré dans ce recoin de l’univers, sans savoir qui l’y a mis, ce qu’il y est venu faire, ce qu’il deviendra en mourant; j’entre en effroi comme un homme qu’on aurait porté endormi dans une île déserte et effroyable, et qui s’éveillerait sans connaître où il est, et sans avoir aucun moyen d’en sortir.

Et sur cela j’admire comment on n’entre pas en désespoir d’un si misérable état. Je vois d’autres personnes auprès de moi de semblable nature. Je leur demande s’ils sont mieux instruits que mois, et ils me disent que non. Et sur cela ces misérables égarés ayant regardé autour d’eux, et ayant vu quelques objets plaisants s’y sont donnés et s’y sont attachés.

Pour moi je n’ai pu m’y arrêter ni me reposer dans la société de ces personnes semblables à moi, misérables comme moi, impuissantes comme moi. Je vois qu’ils ne m’aideraient pas à mourir; je mourrait seul: il faut donc faire comme si j’était seul: or, si j’était seul, je ne bâtirais pas des maisons, je ne m’embarrasserais point dans des occupations tumultuaires, je ne chercherais l’estime de personne, mais je tâcherais seulement à découvrir la vérité.

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