Es ist das Musterbeispiel eines moralisch verrotteten Kapitalismus, wie er heute – nicht nur in der Finanzwelt – immer mehr um sich greift.
Diesmal geht es um Nokia. Vor drei Jahren hatte das florierende finnische Unternehmen sein Werk in Bochum „aus Wettbewerbsgründen“ geschlossen und 3.000 Arbeitern die Existenz genommen. Im Billiglohnland Rumänien baute man eine neue Fabrik, angelockt durch großzügige Subventionen der rumänischen Regierung. Jetzt hat Nokia wohl gemerkt, daß man in gewissen asiatischen Ländern die Menschen zu Hungerlöhnen ausbeuten kann. Also schließt man das rumänische Werk zum Jahresende, und vernichtet schon wieder 2.200 Existenzen – mit einem Federstrich.
Wir haben es hier mit einer kleinen Schicht von weltweit vernetzten Managern zu tun, die fast alle aus Eliteschulen und Universitäten kommen. Sie mögen dort manches gelernt haben, aber die Reifung zum Erwachsenen hat bei ihnen offenbar nicht stattgefunden. Denn dazu gehört, daß man für die Folgen seines Tuns einsteht. Das ethische Niveau dieser sog. „Leistungsträger“ (auch unsere Kanzlerin benutzt gern den Szene-Jargon!) fällt noch ein ganzes Stück hinter den Manchesterkapitalismus des 19. Jahrhunderts zurück. Es ist eine kleine, hermetische Subkultur von Menschen, die sich als die Herren der Welt fühlen und keine Verantwortung für die Folgen ihres Tuns übernehmen.
Wer so gewissenlos handelt, verdient unsere Verachtung.
PS: Muß es denn unbedingt ein Handy von Nokia sein? Es gibt doch wahrhaftig genug Alternativen. Die Verbraucher sind viel mächtiger, als sie glauben!