Da verleihen also die Fakultäten der Universität Helsinki jedes Jahr an mehrere Personen die Ehrendoktorwürde. Die Theologische Fakultät ehrt dieses Jahr (hier nachzulesen) acht Personen, darunter befinden sich
der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, die Direktorin der Abteilung Weltdienst des Lutherischer Weltbundes, ein Professor für Kirchengeschichte aus Estland, eine Professorin für Religionssoziologie aus Schweden und drei Professorinnen und Professoren aus England.
Und Greta Thunberg.
Greta Thunberg? Ehrendoktor der Theologie? Wo ist da der Zusammenhang? Will man sich mit ihr schmücken? Ist sie eine besonders eifrige oder eine besonders fromme Christin? Der erste Schritt zur Seligsprechung kann es ja nicht sein, denn Finnland ist ein protestantisch geprägtes Land.
Damit wir uns nicht mißverstehen: ich halte die Klimaveränderungen auch für gefährlich. Aber Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Und je größer die Gefahr ist, desto gründlicher muß man überlegen, was zu tun ist. Wer uns unter Druck setzt, wer uns sagt, daß wir sofort handeln müssen, weil sonst der Planet unbewohnbar wird, wer sich dramatisch zur „Letzten Generation“ zählt und schon zur Gewalt gegen Sachen bereit ist, dem glaube ich kein Wort. Ganze Volkswirtschaften umzubauen zu einem Ziel, das wahrscheinlich nicht erreichbar ist, wahrhaftig zu glauben, der Mensch könne das Klima in die Schranken weisen – das ist mir denn doch ein bißchen zu viel Science Fiction.
„Aber die Wissenschaft!“ wird man mir da zurufen, „die Wissenschaft ist sich doch einig!“ Das mag sein. Aber hier geht es um Prognosen, und gerade die Corona-Krise hat gezeigt, daß selbst kurzfristige Vorhersagen – was wird mit dem Virus im Herbst? was im nächsten Jahr? – nur ein Stochern im Nebel waren. Kein Virologe hat vorhergesagt, daß aus der Pandemie so schnell eine gewöhnliche Infektionskrankheit werden könnte und die vorgehaltenen Intensivbetten so schnell leerstehen würden. Und da will man heute prognostizieren, wie das Klima, also ein viel, viel komplexeres Gebilde, am Ende des Jahrhunderts aussehen wird?
Übrigens: einen Kindderkreuzzug hatten wir schon einmal: die Peregrinatio puerorum des Jahres 1212. Sie war nicht sehr erfolgreich.