Jan Böhmermann hat eine ganze Sendung für eine Persiflage auf Dieter Nuhr und dessen Reihe „Nuhr im Ersten“ reserviert. Darum soll es hier aber gar nicht gehen. Es geht um eine „TV-Kritik“, die ein gewisser Max Schäfer für die Frankfurter Rundschau darüber geschrieben hat. Da hat mich wieder ein fast körperlicher Schmerz darüber ergriffen, was aus dieser großen liberalen Zeitung, die einmal durch Journalisten wie Karl Gerold, Karl-Hermann Flach, Werner Holzer und Roderich Reifenrath geprägt war, mittlerweile geworden ist: ein Sprachrohr des linken und grünen Milieus, das es geschafft hat, das journalistische und argumentative Niveau der taz noch einmal zu unterbieten. Das sprachliche sowieso.
Ein drastisches Beispiel dafür liefert Max Schäfer in seinem FR-Kommentar „Die Banalität des rechten Humors“ (hier nachzulesen). Wer nach dem abgewandelten Hannah Arendt-Zitat von der „Banalität des Bösen“ auf wenigstens ein bißchen Esprit gewartet hat, wird ganz schnell eines Besseren belehrt. Hier wird nicht argumentiert, hier wird mit dem großen Hammer und in schlechtem Deutsch auf den Gegner eingedroschen (alle fettgedruckten Beispiele stammen aus Schäfers Feder).
Dabei geht es Schäfer eigentlich gar nicht um Dieter Nuhr, sondern um Dieter Nuhr und seinesgleichen. Nuhr, seine Sympathisanten und vor allem sein Publikum, sie alle sieht er als eine homogene Masse, für die er nur Verachtung übrig hat. Es sind alte weiße Männer und Konservative mit liberaler Maskerade, Konservative und Pseudoliberale und Konservative mit gelb maskierten Freund:innen, deren Heimat aus Dorfwirtschaft, Schützenhaus, Facebook besteht. Sie freuen sich über Nuhrs Gesabbel, über sein Gejammer voller Sehnsucht nach einer Gesellschaft aus dem letzten Jahrtausend und natürlich auch über Nuhrs misogyne, rassistische, LGBTQ+-feindliche Stammtischsprüche. Einfältig und böse, wie sie sind, johlen sie bei Nuhrs pointenlosen Sprüchen gegen Migrant:innen, und erst recht, wenn sich der angebliche Humorist Nuhr bemüht, für sein mehrheitlich altes und weißes Publikum den Gender-Wahn oder die Cancel Culture herbeizufantasieren.
Genügt das? Ein Chefredakteur, der halbwegs bei Sinnen ist, hätte so ein Machwerk niemals ins Blatt genommen.
Was ist nur aus der Frankfurter Rundschau geworden?