Die Kernfamilie – „laut einiger Wissenschaftler:innen“ ein Irrtum

Es ist nur ein Programmhinweis von arte über einen Beitrag der Reihe „Naked“. Er beginnt auf eine scheinheilige Weise harmlos:

Eine Familie zu gründen, bedeutet Rollen zu besetzen und Aufgaben anzunehmen. Wer kümmert sich um die Kinder, wer arbeitet, beide gleichermaßen oder ist ein Elternteil mehr für das eine zuständig als der andere? Und aus wem besteht die Familie?

Bevor man den Film gesehen hat, ahnt man schon, was kommt – und es kommt auch:

Die Kernfamile „Papa, Mama, Kind“ ist nur ein Modell unter vielen und laut einiger Wissenschaftler:innen gar ein Irrtum.

Da muß man sich als erstes fragen: welche Menschen hat es da in den letzten Jahren in diesen sogenannten „Kultursender“ geschwemmt? Es sind offenbar Menschen, die in der Schule nie gelernt haben, was für eine Kostbarkeit gutes Deutsch ist. Es fehlt den Schulen nämlich nicht an Tablets und elektronischen Tafeln und dem ganzen Digitalisierungs-Humbug – es fehlt an echten Pädagogen, an Menschen, die selbst ein gutes Deutsch sprechen und schreiben und ihre Schüler für die Schönheit unserer Sprache begeistern können.

Die Präposition „laut“, das nur nebenbei, verlangt nach dem Dativ, nicht nach dem Genitiv, und das „gar“ als vermeintlich edler klingender Ersatz für „sogar“ klingt neben den „Wissenschaftler:innen“, also einem Wort aus dem brodelnden Sumpf der Genderideologie, ganz besonders deplaziert. Der Satz müßte also heißen: „Die Kernfamilie ist nur ein Modell unter vielen und laut einigen Wissenschaftlern sogar ein Irrtum.“ Aber selbst wenn wir auf den Inhalt gar nicht eingehen und bei der reinen Sprachkritik bleiben, ist zu fragen: Wie kann eine Familie ein Irrtum sein? Wie soll das gehen? Das ist nicht nur ein schiefes Bild, eine mißlungene Wendung – es ist blanker Unsinn.

„Folge 3“, heißt es bei arte weiter, „besucht unterschiedliche Familien“. Und wieder fragt man sich: Wie kann „Folge 3“ Familien besuchen? Das ist keineswegs, wie manch einer denken mag, eine Petitesse. Hier wird die deutsche Sprache von einem „Kultursender“ verramscht.

Und wen besucht diese Folge 3?

Folge 3 besucht unterschiedliche Familien: eine „klassische“ Mutter-Vater-Kind-Familie in Kanada, ein Transpaar mit Kinderwunsch in den USA, eine Familie mit zwei homosexuellen Vätern und fünf Kindern in Israel und eine Großfamilie in Mexiko. Jede Konstellation hat ihre eigenen Schwierigkeiten, eins ist aber klar. Die klassischen Mütter- und Väterbilder lösen sich allmählich auf und: Kleinfamilie ist ein Irrtum.

Die Regisseure dieses Machwerks, die uns in dem kurzen Text gleich zweimal hintereinander weismachen wollen, daß die Kleinfamilie ein Irrtum ist, heißen übrigens – soviel Zeit sollte sein – Cristina Trebbi, Jobst Knigge, Susanne Utzt und Stephanie Weimar. Und jetzt wollen wir einmal alle zusammen raten, welche der besuchten Familien über dem Text abgebildet ist. Ist es die Mutter-Vater-Kind-Familie in Kanada? Natürlich nicht. Es sind (hier zu sehen) die beiden schwulen Väter mit ihren fünf glücklichen Kindern. Sie sind, wie uns Cristina, Jobst, Susanne und Stefanie einreden wollen, das Modell der Zukunft. Aber in Wirklichkeit ist das alles nur ein Haschen nach dem Wind. Die Natur wird darüber hinweggehen, wie sie es immer tut. Und die Kleinfamilie, liebe Cristina, lieber Jobst, liebe Susanne, liebe Stefanie, die Kleinfamilie wird noch da sein, wenn euer Film bestenfalls als Kuriosum aus dem ideologischen Zeitalter im Keller verstaubt.

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